Paul Sahners Biografie über Udo Jürgens

Freiburg (dpa) - Udo Jürgens und Paul Sahner waren fast ein halbes Jahrhundert Weggefährten.

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Der Sänger und Entertainer führte viele Gespräche mit dem Reporter, es ging dabei um weitaus mehr als nur um Geschichten für bunte Blätter. Fast auf den Tag genau einen Monat, nachdem Udo Jürgens gestorben ist, bringt Paul Sahner ein Buch über ihn auf den Markt. Es ist die erste Udo-Jürgens-Biografie seit dem Tod des Künstlers, der mit seiner Musik und seinem Leben zur Legende wurde. „Merci, Udo!“ erscheint im Freiburger Verlag Herder und kommt an diesem Donnerstag (22. Januar) erstmals in den Handel.

Jürgens starb am 21. Dezember im Alter von 80 Jahren, sein Tod kam überraschend. Bereits einen Tag später begannen die Arbeiten für das Buch. „Vier Wochen von der Idee bis zur Auslieferung“, sagt Manuel Herder, Chef des 1798 gegründeten Verlags. „Es ist damit das schnellste Buch in der Verlagsgeschichte - und auch in der gesamten Branche außergewöhnlich.“

Die Startauflage liege bei 50 000 Exemplaren, weitere sollen folgen. „Das Interesse ist groß, die Vorbestellungen vielversprechend“, sagt der Verleger, der die Idee zum Buch hatte. Udo Jürgens, der Meister der Musik, bewege viele Menschen und mehrere Generationen. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in seinem Heimatland Österreich.

„Es ist ein sehr persönliches und auch ein emotionales Buch“, erzählt Paul Sahner. Der 70-Jährige ist einer der bekanntesten Promi- und Klatschreporter Deutschlands und Aushängeschild der Zeitschrift „Bunte“, in deren Chefredaktion er von 2001 bis 2014 saß und für die er noch immer tätig ist. Über Prominente schreibt Sahner, der im Chiemgau in Bayern und in München lebt, seit mehr als 40 Jahren. Als er für die „Bunte“ 2001 Verteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) auf Mallorca mit neuer Lebensgefährtin im Swimmingpool planschen ließ, machte er Schlagzeilen - über die der Politiker stürzte.

Zudem hat er mehrere Künstlerbiografien verfasst. Er machte Bücher über Modeschöpfer Karl Lagerfeld, Rocksänger Rod Stewart sowie die Musikgruppen „Bee Gees“, „The Who“ und „Pink Floyd“.

Zu Udo Jürgens hat Sahner ein besonderes Verhältnis. Die zwei Männer mit zehn Jahren Altersunterschied lernten sich vor 45 Jahren in einer Wohnung in München-Schwabing kennen. Eine der Freundinnen des Sängers und die Freundin des damaligen Jungreporters teilten sich eine Wohngemeinschaft. Aus der ersten zufälligen Begegnung entwickelte sich ein enges Verhältnis. Sahner beschreibt es als „freundschaftlich- distanziert, aber doch hautnah“. Der Reporter war direkt dabei. Und wahrte dennoch seine Rolle und damit Abstand.

„Ich wollte ein Buch machen, das Udo Jürgens gerecht wird“, sagt Sahner im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Ich möchte diesen Mann, der ein Gesamtkunstwerk war, für jedermann greifbar machen und verständlich.“ Er ist nach dessen Tod nicht der Versuchung erlegen, eine bunt-bebilderte Biografie vorzulegen. Es ist vielmehr eine facettenreiche und lesenswerte Reportage geworden über einen Mann, den Sahner „einen der Größten des Showgeschäfts“ und „ein Idol“ nennt. Und der gleichzeitig ein Herz für Frauen hatte.

„Ich habe mich auf Spurensuche begeben und habe Wichtiges zusammengetragen“, sagt Sahner. Auf 180 Seiten geht er in seinen Texten in die Tiefe, berichtet von Interviews und Gesprächen, bei denen es nicht nur um Musik ging. Er liefert Details und Geschichten, die bislang unveröffentlicht sind. Und zeichnet sehr persönlich ein Lebensbild, erzählt von Begebenheiten und Treffen fernab der Bühne. So sind Jürgens Abneigung gegen Kirche und Religion, der Umgang mit Kritik und Presse sowie gesellschaftliche Debatten ebenso Thema wie seine Ängste, Zweifel, Sehnsüchte und Auseinandersetzungen.

Doch Alleinunterhalter will Sahner in dem Buch nicht sein. So lässt er Freunde, Kollegen und Prominente zu Wort kommen. Franz Beckenbauer, Mario Adorf, Frank Elstner, Karl Dall, Hellmuth Karasek, Niki Lauda, Paola Felix und andere schreiben, wie sie Jürgens erlebt haben und wie er ihnen in Erinnerung bleibt. Auch Familienmitglieder öffnen sich. So sprechen die uneheliche Tochter Gloria, Ex-Frau Corinna und der ehemalige Schwiegersohn, der Soziologe Thomas Druyen, mit dem Jürgens 18 Jahre eng befreundet war.

Doch es sind nicht nur Fans, die sich bei Sahner zu Wort melden. Ein Kapitel bestimmt der Modeschöpfer Wolfgang Joop. Er kann mit der Begeisterung für Udo Jürgens und dessen Musik wenig anfangen. Und findet in dem Buch auch deutliche Worte dafür.

Paul Sahner, „Merci, Udo!“, Herder Verlag, ISBN 978-3-451-34256-1, 174 Seiten, 16,99 Euro