Peter Schilling: „Ich bin noch lange nicht fertig“

Erfurt (dpa) - Mit einer Tournee quer durch Deutschland feiert der Sänger Peter Schilling (57) zurzeit sein 30. Bühnenjubiläum. Am 2. Oktober gibt er ein Konzert in Erfurt. Schilling nimmt sein Publikum unplugged mit auf eine musikalische Zeitreise.

Über Höhen und Tiefen wie seinen Burn-out sowie seine Pläne sprach der Musiker im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa.

Frage: Mit „Major Tom“ landeten Sie 1983 einen Super-Hit, für den sie auch international gefeiert wurden. Viele verbinden mit ihrem Namen jedoch nur diesen einen Titel. Stört Sie das?

Antwort: Ich bin - ironisch gemeint - das erste One-Hit-Wunder, das ein Zwei-Stunden-Konzert geben kann. „Major Tom“ ist mein Markenzeichen, was ich daraus mache, liegt an mir selbst. Ich spiele den Titel auch heute noch gern in meinen Konzerten. Bei Bayern München stehen die Pokale von 1974 auch noch dort. Meine Fans und die Leute, die nur ein bisschen genauer hinschauen, wissen, da gibt es noch ein paar Hits mehr von mir. Und wenn sie die Texte durchlesen, dann stellen sie fest, Peter Schilling hat tatsächlich etwas zu sagen.

Frage: Wenn Sie auf ihr bisheriges musikalisches Schaffen zurückblicken, wie lautet dann Ihr Fazit?

Antwort: Ich habe mehr erreicht als ich mir je vorstellen konnte und weniger als tatsächlich möglich war. Das Fazit ist also erstmal ein sehr gutes: Ich bin hier und spiele mit meiner Band Live-Konzerte. Ich starte jetzt das dritte Drittel meines Schaffens. Ich bin noch nicht fertig - noch lange nicht.

Frage: Wie hat sich ihre Musik verändert?

Antwort: Meine Musik hat natürlich auch verschiedene Phasen durchlaufen, ganz klar. Ich war mir nicht bewusst, dass ich mit meinen ersten Alben „Fehler im System“ und „120 Grad“ einen Sound geprägt habe, an dem sich auch heute noch Bands orientieren. Ich hatte großartige Hits, die ich immer noch gern spiele und die von den Leuten erstaunlich angenommen werden. Es gab aber auch eine seichte Phase in den 90er Jahren. Das bewegte sich zu sehr ins Rockige, was ich eigentlich gar nicht bin. Mit meiner jetzigen Band geht die Musik wieder mehr ins Elektronische. Ich komme - inspiriert von Kraftwerk - aus der technischen Szene der 70er/80er Jahre. Und da will ich auch wieder hin.

Frage: Früher haben Sie unter anderem von untergehenden Planeten gesungen, wovon handeln ihre Texte heute?

Antwort: Vom Menschen in all seinen psychologischen Facetten und wie ich denke, dass er funktioniert. Ich habe drei Bücher geschrieben. Ich bin bei mir selbst angekommen. Bei meinen Texten bin ich sozusagen vom äußeren Universum ins innere gelangt. Von Kommentaren wie: „Deine Texte sind so schwierig“ lasse ich mich nicht beeindrucken.

Frage: Ihre Karriere kennt Höhen und Tiefen. Was waren Ihre schlimmsten Momente?

Antwort: Es war alles dabei. Es gab Momente des Zweifels, wo der Selbstwert so im Keller war, dass ich ans Aufhören dachte. In den 80er Jahren war ich weltweit unterwegs und gefeiert, ich lebte sieben Jahre lang komplett auf der Überholspur. Nach dem Erfolg kam der Burn-out, ich habe Jahre gebraucht, um da wieder raus zu kommen. Ich hatte eine Gesprächstherapie mit einem Psychologen. Das war harte Arbeit. Seit 2002 habe ich wieder Boden unter den Füßen. Dass ich jetzt, nach dieser Zeit der kompletten inneren Verlorenheit, wieder auf der Bühne stehe und Konzerte spiele, ist allein schon ein Wahnsinnserfolg.

Was ist von Peter Schilling noch zu erwarten?

Antwort: Neue Musik, das ist das Allerwichtigste. Ich schreibe jetzt auch erstmal kein Buch mehr. Im Moment sitze ich an meinem 13. Album, das im nächsten Mai herauskommen wird. Die Musik wird elektronischer. Ich bin ein sehr experimentierfreudiger Produzent. Der Spaß an der Musik ist wieder da, und das ist ein Geschenk.