Pixies: „Das ist der beste Job der Welt“

Die Pixies legen mit „Indie Cindy“ ein neues Album vor — nach 23 Jahren. Und sie sind überzeugt: Da konnte nichts schiefgehen.

Foto: Jay Blakesberg

Düsseldorf. Die Pixies sind eine Legende des Alternative-Rock. 1986 gegründet, lösten sie sich 1993 auf. 2004 kamen sie überraschend wieder zusammen. Jetzt liegt mit „Indie Cindy“ das erste Album seit 23 Jahren vor und schüttelt die Musik-Welt durch. Ein Gespräch mit Gitarrist Joey Santiago und Schlagzeuger David Lovering über die Rückkehr der Kultband.

Der Rummel um die Pixies ist derzeit groß. Sie als Musiker sind für Interviews überall unterwegs — und leben quer über die USA verstreut. Wie trifft man sich da zum Proben?
David Lovering:
Wir proben kaum. Nur zu Beginn einer Tour. Joey Santiago: Jeder macht seine Sache für sich. Und beim Konzert legen wir einfach los. Ohne Soundcheck. Ohne Songliste. Es ergibt sich einfach.

Wie kann da, bitteschön, ein Album entstehen?
Lovering:
Jeder arbeitet an seinen Parts und schickt sie als Sound-Dateien per E-Mail rund.

Das funktioniert?
Santiago:
Absolut. Wenn man als Band den eigenen Stil gefunden hat, dann ist man in der glücklichen Lage, dass jeder weiß, was er zu tun hat.

Die Pixies gelten als Rock-Legende und waren lange weg vom Fenster. Die Erfahrung zeigt: Es besteht die große Gefahr, Legenden durch einen Neuanfang zu zerstören.
Santiago:
Davor hatten wir nie Angst, weil auch hier gilt: Wir sind die Pixies!

Sie meinen: Es konnte mit dem neuen Album „Indie Cindy“ nur Gutes herauskommen?
Santiago
: Ja. Dieses Selbstbewusstsein haben wir. Wir wussten: Wir klingen wie die Pixies — und das ist das Wichtigste. Sehen Sie: Ich habe hier auf meinem Handy eine Musikdatei, in der ich einige unserer Songs gespeichert habe. Alte und neue. Einen Moment . . . (Er spielt jeden Song kurz an.) Hören Sie? Das klingt alles wie aus einem Guss. Kein Stück ist fehl am Platz.

Wie lief das 2003 mit der Wiedervereinigung der Band, ging auch das per Mail?
Lovering:
Nein. Da hat uns unser Sänger Black Francis auf dem Handy angerufen und gesagt: „Lasst uns wieder zusammenkommen.“ Ich war völlig aus dem Häuschen! Ich hätte nie damit gerechnet, dass die Pixies noch einmal wiederbelebt würden. Keiner von uns.

Und wie war das, als Sie das erste Mal wieder beisammen waren?
Lovering:
Es war so, als hätten wir uns niemals aufgelöst. Wir hatten nichts verlernt. Santiago: Das war fast magisch: Beim ersten Treffen platzte im Studio nach dem letzten Song eine Deckenleuchte. So wie ein Zeichen von oben.

Fühlen Sie sich eigentlich als Legende?
Lovering:
Nein. Ich verstehe zwar, dass die Leute das so sehen. Auch weil Kurt Cobain einmal sagte, „Smells Like Teen Spirit“ sei sein Versuch, die Pixies nachzumachen. Aber für mich ist es normal, in dieser Band zu spielen.
Santiago: Man darf das nicht so hoch hängen. Sehen Sie: Mein Sohn mag die Pixies gar nicht. Er bat mich einmal, ihm etwas vorzuspielen, weil er wissen wollte, was sein Daddy so macht. Also legte ich „Where Is My Mind?“ auf und sagte zu ihm: „Pass auf! Das ist unser bekanntester Song!“ Er hörte kurz zu und befahl mir dann: „Mach das aus! Das ist doof.“

„Where Is My Mind“ erschloss Ihnen ein neues Publikum, weil der Song in der Schlussszene des Hollywood-Films „Fight Club“ läuft. Da explodiert eine Stadt in Zeitlupe. Es vereinen sich Zerstörung und Schönheit. Die Pixies wiederum sind bekannt für Krachgitarren und Melodien. Sind Chaos und Schönheit Ihr Markenzeichen?
Santiago:
Ich würde es so sagen: Wir lieben Raum, musikalischen Raum. Wir halten nichts davon, Vorhersehbares zu machen. Wir wollen experimentieren. Daher kann es zu solchen Gegensätzen kommen. Und die machen uns aus.

Zuletzt verließ mit Bassistin Kim Deal eine Ikone ihre Band. Es gab Streit-Gerüchte. Wie lief das wirklich ab?
Lovering:
Kurz und knapp. Sie sagte nur: „Ich bin raus“ — und ging. Das war für uns ein Schock.
Santiago: Aber wir mussten das akzeptieren. Kim fühlte sich nicht mehr wohl. Und das ist o.k. Sie ging ja nicht, um daheim ihren Hund zu füttern. Es waren wohl triftigere Gründe.

Könnten Sie selbst sich vorstellen, die Pixies je freiwillig aufzugeben?
Santiago:
Keine Chance! Das ist der beste Job der Welt. Da müsste man mich schon umbringen.
Lovering: Niemals! Ich liebe diese Band.