Pop: All-American Rejects - Das Ein-Mann-Quartett

Noch so eine Band, die mit ihrem Sänger steht und fällt: Tyson Ritter ist es zu verdanken, dass seine All-American Rejects jetzt auch in Europa durchstarten.

Düsseldorf. Es ist wahrscheinlich bloß ein Gerücht, ein Märchen oder gar ein Hirngespinst. Jedenfalls passt es perfekt ins Bild eines Musikers: Tyson Ritter, der Sänger der All-American Rejects, soll vor 25 Jahren bei einem Konzert der Hardrock-Band Van Halen zur Welt gekommen sein.

Ob wahr oder erfunden, nichts schmückt die Biographie eines Musikers mehr als die Behauptung, in die Musik hineingeboren worden zu sein. Deshalb dürfte es eine Anekdote sein, die Ritter immer wieder mit Freude erzählt.

Und wie das mit Erzählungen so ist, sie werden gern ein wenig ausgeschmückt: "Die Wehen meiner Mutter wurden während ,Jump’ ausgelöst und bei ,Eruption’ war ich dann schon da."

Am liebsten wäre ihm gewesen, dass Sänger Eddie Van Halen selbst die Nabelschnur durchtrennt hätte: "Aber möglicherweise hätte er dabei noch etwas Falsches abgeschnitten."

Man kann es glauben oder einfach nur darüber schmunzeln. Die Geschichte passt auf jeden Fall wunderbar in die verrückte, bunte Welt der Popmusik.

Dort sind The All-American Rejects (AAR) mittlerweile definitiv angekommen. In diesen Tagen erscheint ihr neues Album "When The World Comes Down". Trotz blühender Fantasie und guter Inszenierung der eigenen Biographie möchte sich Ritter wohl nicht allein auf das Musikgeschäft verlassen.

Denn auch die Musikindustrie steckt, nach eigenen Angaben, immer wieder in einer Krise: mal verursacht durch Raubkopierer, mal durch die allgemein schlechte Wirtschaftslage. Da muss sich auch ein junger Musiker schon mal nach möglichen Alternativen umsehen.

So scheint Tyson Ritter jede sich bietende Chance beim Schopfe zu packen und - wie auch schon viele andere vor ihm - sich als Schauspieler zu versuchen: Für die Teenager-Komödie "House Bunny" stand er kürzlich neben Colin Hanks und Anna Faris für eine Nebenrolle vor der Kamera. Produziert wurde der Film von Nuschelkönig Adam Sandler.

Auch in den US-Serien Dr. House und Smallville hatte Ritter bereits Gastauftritte. Und dann kam auch noch der Ruf der Modewelt. Für eine Hugo-Boss-Kampagne ließ sich der Frauenschwarm am Strand ablichten. Dabei scheut er nicht den Vergleich zu seinen Idolen.

"Ich finde Rock’n’Roll und Fashion haben schon immer zusammengehört. David Bowie hat immer alles ausgereizt. Die Rolling Stones haben immer schick ausgesehen." Vielleicht hat ihn aber auch seine Freundin Kimberly Smith dazu überredet. Immerhin ist sie ein bekanntes US-Fotomodel.

Jetzt hat zumindest erstmal wieder die Musik Priorität. Seit Kurzem steht "When The World Comes Down" in den Plattenregalen. Es ist bereits das dritte Studioalbum der AAR.

Und damit will das Quartett nun auch versuchen, in Deutschland Geld zu verdienen. Bisher wollte der Durchbruch in Europa noch nicht so recht gelingen, trotz der relativ erfolgreichen Bandgeschichte.

Sie beginnt so unspektakulär wie die vieler Bands: Sänger Tyson Ritter und Gitarrist Nick Wheeler treffen sich im Jahr 2001 in einem verschlafenen Örtchen namens Stillwater im US-Bundesstaat Oklahoma. Sie schreiben erste Songs.

Ein Jahr später stoßen Gitarrist Mike Kennerty und Schlagzeuger Chris Gaylor hinzu. Letzterer war gerade frisch an der Uni eingeschrieben. Er brach das Studium ab.

Das Risiko zahlte sich aus - denn dann ging es ziemlich schnell. Im gleichen Jahr veröffentlichten die All-American Rejects, der Name stammt übrigens aus einem Green-Day-Song, ihr gleichnamiges Debütalbum. Ihre erste Single "Swing Swing" erreichte in den USA Top-Chart-Positionen.

Eine neue erfolgreiche Poprock-Band war geboren. Nun ist Deutschland dran. Die Chancen auf einen schnellen Erfolg stehen nicht schlecht: Die Single "Gives You Hell" ist auf dem Weg in die Top Ten und läuft oft im Radio, eine Tour im Juni ist geplant.

Aber warum sollte man sich darüber bei Tyson Ritter wundern? Wer sonst kann schon von sich behaupten, auf einem Rockkonzert geboren worden zu sein?