Auf Kunst und Können kommt es an
Dieser Sound klingt erwachsen: Das neue Album der britischen Band Maximo Park.
Düsseldorf. Bei einer Band, die erst ihr drittes Album herausbringt und deren Musik selbst nach mehrfachem Durchlauf so kraftvoll klingt, wie es nur des Lebens Maienblüte Jugend zustande bringt, bei einer solchen Band über das Alter zu sprechen, wirkt unpassend.
Andererseits sind Sturm, Drang und das Unbedingte der Songs von Maximo Park kein postpubertäres Muskelanspannen, sondern spiegeln eine abgeklärte Lebenseinstellung wider, unterstrichen von den uneitlen Texten aus der Feder von Frontmann Paul Smith.
Maximo Park sind unter den vielen britischen Bands, die das neue Jahrtausend hervorbrachte, die bodenständigste, die reifste. Über Alter zu sprechen, ist da vielleicht doch ganz angebracht. 30 ist Paul Smith im März geworden. Zeit für Wehmut blieb keine, richtig feiern konnte er auch nicht.
Eine Promo-Tour quer durch Europa sollte das neue Album "Quicken The Heart" vor Publikum ausprobieren. Die älteren Hits wurden fieberhafter herbeigesehnt und frenetischer gefeiert als das frische Material. Das sagt allerdings wenig über die Qualität der zwölf neuen Songs aus, sondern gibt eher darüber Aufschluss, welchen tiefgreifenden Eindruck sie mit ihren ersten Alben hinterlassen haben.
Beide waren makellose Rock-Perlen, getragen von intensiver New-Wave-Melancholie und preschender Gefühlswucht. Euphorisch, gleichzeitig verzweifelt, vor allem aber lebenshungrig schallten die Gitarrenriffs des Quintetts. Die Texte dazu waren lyrisch, tragisch, aber nie intellektuell versponnen.
Gemessen an diesen beiden Meilensteinen bleibt "Quicken the Heart" zunächst etwas verhalten. Es klingt, als wollten die Songs sich erst bitten lassen, zu Schlachtrufen einer ganzen Generation zu taugen. Dass dann gerade der erste Track, das verschlungene "Wraithlike", sich als eine der schwächeren Nummern des Albums entpuppt, macht den Einstieg nicht einfacher.
Doch sollte man das Album keinesfalls links liegen, sondern die Songs ihren herben Charme entfalten lassen. Denn die meisten prägt wieder die gleiche bohrende Unwiderstehlichkeit wie "Books From Boxes" (2007) oder "Apply Some Pressure" (2005). Nur eben nicht ganz so offensichtlich.
Besonders Smiths Texten merkt man eine höhere Plastizität an. Sie treffen nicht mehr nur als wohlfeile Theorie ins Herz, sondern geben die Welt mit allen fünf Sinnen wieder. Und haben dabei sogar Pointen parat: "Ich will jeden Zentimeter Deines Körpers erforschen" singt Smith auf "Let’s Get Clinical" scheinbar etwas schlüpfrig, kommt dann aber zu dem züchtigen Ergebnis, dass die Fußfessel das Interessanteste an seiner Partnerin ist.
Man kann dieser immer noch jungen Band auf "Quicken the Heart" also dabei zuhören, wie sie ein wenig erwachsener wird. Die Kaiser Chiefs oder Hard-Fi, Gruppen die zur gleichen Zeit auf der Bildfläche erschienen wie Maximo Park, versuchen sich auch heute noch als jung gebliebene Krawallbrüder, und das, obwohl ihre Mitglieder allesamt älter als Smith und seine Mannen sind.
Aber wie singt er so schön auf "I Haven’t Seen Her in Ages", dem Schlusstrack des Albums? "Time Is Overrated" ("Die Zeit wird überschätzt"). Eben! Auf das Können kommt es an.