Pracht und Pathos aus deutscher Pop-Produktion

Berlin (dpa) - Pop für die große Bühne, mit prächtigen Melodien und einer gehörigen Portion Pathos: Das bieten die neuen Platten der deutschen Bands Get Well Soon und Woods Of Birnam.

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Schon länger eine feste Größe in der hiesigen Indie-Szene sind Konstantin Gropper und seine Band GET WELL SOON, deren drei Studioalben seit 2008 nicht zuletzt dank begeisterter Kritiken und intensiver Mund-zu-Mund-Propaganda allesamt weit oben in den deutschen Charts landeten. Der klassisch ausgebildete Multiinstrumentalist und Sänger aus Mannheim hätte es sich also einfach machen und kurz vor Weihnachten eine weitere üppig produzierte CD mit orchestralen Pop-Entwürfen und belesenen Songtexten nachschieben können.

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Stattdessen haben Get Well Soon jetzt - an drei aufeinander folgenden Freitagen im November - auf ihrem Stammlabel City Slang jeweils eine Vinyl-EP herausgebracht. Die insgesamt 16 Songs von „The Lufthansa Heist“, „Henry - The Infinite Desire Of Heinrich Zeppelin Alfred Von Nullmeyer“ und „Greatest Hits“ (mit Cover-Versionen wie „Rocket Man“/Elton John oder „Always The Sun“/The Stranglers) sind zwar immer noch überwiegend bombastisch und clever - aber eben jenseits des klassischen CD-Album-Erfolgsformats.

Gropper, dessen voller Bariton auch hier wieder starken Eindruck hinterlässt, war nach eigener Einschätzung „einfach noch nicht bereit für ein neues Album“. Er fügt hinzu: „Diese EPs sind Projekte, die ich schon seit langem vorhatte, die aber nicht zusammen auf ein Album passen und einzeln kein ganzes Album füllen sollten. Außerdem finde ich dieses alternative Format sehr hübsch: 3 x 10 Zoll, mit wunderschönem Artwork aus einer Künstlerhand.“ Optisch und musikalisch ist das alles wieder gewohnt hohe Get-Well-Soon-Qualität - man sollte halt nur einen Vinyl-Player besitzen.

Von WOODS OF BIRNAM werden viele wohl erstmals hören, wenn sie im Kino den neuen Til-Schweiger-Film „Honig im Kopf“ sehen. Denn ihr Lied „I'll Call Thee Hamlet“ ist Teil des Soundtracks, und es deutet schon in die richtige Richtung: Woods Of Birnam machen Musik, die einiges mit Film und Theater zu tun hat - das Quintett besteht im Grunde aus der einstigen Erfolgsband Polarkreis 18 und dem Schauspieler Christian Friedel, einem Ensemblemitglied am Dresdner Staatsschauspiel und aufstrebenden Kino-Mimen.

Für den Dresdner Bühnen-„Hamlet“ hatte man bereits intensiv zusammengearbeitet - das selbstbetitelte Debütalbum (Royal Tree/Broken Silence) setzt diese Kooperation nun fort, mit dem Filmsong „I'll Call Thee Hamlet“ gleich als Opener. „Wir sehen uns aber nicht als Theaterband“, sagt Friedel, der die (englischen) Texte zur Musik der vier Kollegen beisteuerte.

„Große, erwachsene Popmusik“ war das Ziel, und das haben Woods Of Birnam in Liedern wie „The Healer“, „Remembrance“, dem epischen Pianopop von „Falling“ oder der zarten Ballade „Soon“ zweifellos hinbekommen. Nur der etwas banale Synthie-Pop von „Dance“ fällt aus dem Rahmen. Ansonsten aber Daumen rauf: Schwelgerische Melodien, üppige Arrangements, top-professionelle Produktion, selbstbewusste Vocals - hier macht sich eine junge Band auf, dem Cinemascope-Pop aus deutschen Landen frische Impulse zu geben. Nicht als Konkurrenz zu Get Well Soon, eher als Verstärkung.

Konzerte Get Well Soon 2015: 20.1. Leipzig; 21.1. Berlin; 22.1. Bochum; 23.1. Frankfurt/Main; 28.1. München; 31.1. Stuttgart

Auftritte Woods Of Birnam: 10.12. Chemnitz; 23.1. Dresden/„Hamlet“; 5.3. Dresden