Red Hot Chili Peppers: Die Über-Band ist zurück
Die Red Hot Chili Peppers haben nach vier Jahren Pause ein neues Album herausgebracht. Dem neuen Gitarristen fehlt es noch an Charisma.
Düsseldorf. Michael „Flea“ Balzary brachte es neulich pathetisch auf den Punkt, als er sagte: „Wir sind neu geboren.“ Flea ist Bassist der Red Hot Chili Peppers und damit Teil einer Band, die weltweit zu den größten zählt.
Vier Jahre lang waren sie weg. Und es war nicht klar, ob sie noch einmal zurückkommen. Dann aber entschieden sie sich dafür und veröffentlichten ihr zehntes Studioalbum.
Dabei hätte es auch anders kommen können mit den Kaliforniern, die bis heute als Crossover-Experten gelten. 2009 verloren sie ihren wichtigsten Mann. Nicht das Gesicht der Band — Anthony Kiedis, den Sänger mit dem austrainierten Körper, den noch nicht einmal ein Schnäuzer entstellen kann.
Auch nicht Flea, den Verrückten mit den bunten Haaren. Und auch nicht Schlagzeuger Chad Smith, der den poppigen Funk-Rock der Band ins Rollen brachte. Sie verloren ihren Gitarristen John Frusciante.
Als er ausstieg, ging der Mann, der die Spartenband zur Star-Band machte. Mit Stadionrock und dem größenwahnsinnigem Doppelalbum „Stadium Arcadium“. Frusciante ließ die Welt aufhorchen. Dafür genügte ihm manchmal nur ein einziges Gitarrensolo — so wie in „Under the bridge“, jener Single, die der Band 1991 den Durchbruch bescherte. Ein Musikmoment für die Ewigkeit.
Frusciante prägte den Sound der Red Hot Chili Peppers. Ihm genügte ein minimaler Anschlag im Off-Beat, um maximale Wirkung zu erzielen. Aber Frusciante ist ein Eigenbrötler und der Musik so sehr verfallen, dass er jetzt lieber Solo-Alben aufnimmt, als sich dem ewigen Studio-Stadion-Tohuwabohu einer Über-Band zu unterwerfen.
Auf „I’m with you“ spielt Josh Klinghoffer, gut zwei Jahrzehnte jünger als seine Mitstreiter. Er half schon bei der letzten Tournee aus. Er macht seine Sache gut. Angeheizt vom Hunger der anderen. Aber: Gut ist für eine Band dieser Größenordnung eben nicht immer gut genug. Die Fußstapfen scheinen zu groß. „I’m with you“ fehlen Überraschungsmomente. Es fehlt ein Gitarrenspiel, das die Sound-Signatur ist und tolle Songs zu sensationellen macht.
Da, wo die Kollegen hätten einspringen können, um ihrer Platte aus dem Frusciante-Schlamassel herauszuhelfen, gehen sie zu sehr auf Nummer sicher in Richtung einer Funkrock-Vergangenheit, die zwar glorreich ist, aber eben hinlänglich bekannt. Hier und da ein Experiment mit Latin oder Afro-Beat ist zu wenig. Die schöne, aber auch harmlos vor sich hinpluckernde neue Single „The adventures of rain dance Maggie“ wäre früher aussortiert worden und auf irgendeiner B-Seite gelandet.
Indes: Eine (Wieder-) Geburt ist anstrengend. Da muss man sich erstmal zurechtfinden in der Welt. Als Appetithappen für die Zukunft taugt „I’m with you“ allemal. Es ist eben vor allem schön, dass sie wieder bei uns sind, die Red Hot Chili Peppers.