Reif fürs Stadion: M83 unterwegs
Hamburg (dpa) - Mit ihrem aktuellen Album „Hurry Up, We're Dreaming“ befindet sich die französische Band M83 auf Welttournee und begeisterte unlängst die Besucher des Hamburger Clubs Uebel & Gefährlich mit einem stadionreifen Auftritt.
Die Anfang der Nullerjahre gegründete Band wurde mit ihren ersten Alben interessanterweise der Shoegazer-Szene zugeordnet, also den Bands, die bei ihren Konzerten eher auf ihre Füße starren, als sich ihrem Publikum zu widmen.
Nach der Veröffentlichung ihres Albums „Saturdays = Youth“ vor drei Jahren fanden die Konzerte von M83 in Deutschland auch noch vor einem überschaubaren Publikum statt. Während dieser Auftritte standen Anthony Gonzalez, der Kopf der Band und die Sängerin Morgan Kibby die meiste Zeit recht bewegungsarm an ihren Keyboards, während der Drummer aus Soundgründen hinter einer Plexiglas-Wand spielte.
Das hat sich mittlerweile geändert. Letzte Woche betraten M83 gegen zehn Uhr die Bühne des mehr als gut gefüllten Hochbunker-Clubs Uebel & Gefährlich und rockten die Fans in bester Stadionqualität. Anthony ist mittlerweile neben seinen gesanglichen Qualitäten auch sehr versiert im Gitarren-Posing und die Sängerin Morgan Kibby steuerte neben ihren fantastischen gesanglichen Qualitäten auch eine quirlige Performance an den Keyboards bei.
M83 spielten an diesem Abend viele Stücke ihres aktuellen Doppelalbums, die auf der Anlage eventuell ein wenig zu poppig daherkommen, live aber echte Rockqualität beweisen. Der mitreißende Sound wurde dabei noch durch geschmackvolle Lichteffekte und eine sehr bewegungsfreudige Band verstärkt. Die ein oder zwei Synthesizer-dominierten Tracks, die auch gut in einen David-Guetta-Auftritt gepasst hätten, taten der Freude des Publikums keinen Abbruch, das spätestens bei der Hit-Single „Midnight-City“ des neuen Albums kein Halten mehr fand.
M83 beendeten ihr Konzert an diesem Abend nach exakt einer Stunde, um noch einmal für knapp dreißig Minuten auf die Bühne zu kommen und um anschließend das zu einem wesentlichen Teil weibliche Publikum beglückt in den kalten Hamburger Abend zu entlassen.
Im Interview vor dem Konzert auf den mittlerweile recht eingängigen Stil des neuen Albums im Vergleich zum fast sakral klingenden Durchbruch-Album „Before The Dawn Heals Us“ angesprochen, meinte Anthony Gomez, dass sich diese Entwicklung im Songwriting von Album zu Album ganz organisch ergeben hätte. Wichtig sei ihm beim Songwriting noch immer, dass er Musik schreibt, zu der man nicht einfach parallel ein Buch lesen kann, sondern die entsprechenden Raum einnimmt und zum Zuhören auffordert.
Dabei bedient sich Anthony gerade beim aktuellen Album ohne Berührungsängste den Sounds und musikalischen Strukturen der 70er und 80er Jahre und vermischt diese zu einem sehr eigenständigen neuen Stil. Anthony bezeichnet sich dabei als typisch französischen Musiker, der von seiner Heimat und ihrer Musik, natürlich fiel dabei auch der Name Jean Michel Jarre, noch immer stark beeinflusst wird.
Als echter Perfektionist outet sich Anthony bei der Frage nach der Bühnen-Soundqualität und der Liveumsetzung seiner Songs. Am liebsten würde er mit einem zwanzigköpfigen Ensemble auf der Bühne spielen, um den Sound seiner Alben besser umsetzen zu können. Sein musikalischer Perfektionismus wird dabei auf der aktuellen Tournee durch die Soundmischerin Julia am Mischpult befriedigt, die seine Idee vom überragenden Bühnensound vom ersten gemeinsamen Konzert genial und ohne große Absprachen umsetzte.
Abschließend angesprochen darauf, ob er Konzerte oder seine Studioarbeit bevorzuge, antwortete Anthony, dass er die wenige Zeit, die er mittlerweile nur noch im Studio verbringen kann, mehr schätze als die Zeit auf der Bühne. Eine Tatsache, die man bei dem lebendigen Spektakel im Uebel & Gefährlich nicht unbedingt vermutet hätte.
Kommende Deutschland-Termine: 02.03.2012 - Berlin, 03.03.2012 - Köln, 05.03.2012 - München