R.E.M.: „Tiefsten Dank fürs Zuhören“
Nach mehr als 30 Jahren im Geschäft verabschiedet sich die Band R.E.M. von ihren Fans — ohne Streit und allzuviel Rock-Star-Pathos.
Los Angeles. Das jüngste Album „Collapse Into Now“ weckte Hoffnung, dass R.E.M. mit einem neuen Kreativitätsschub noch einmal die Kurve kriegen könnte. Die teilweise in Berlin aufgenommene 15. Studioplatte war von erfrischender Spielfreude, die Millionen Fans wieder an eine Zukunft der Band glauben ließ. Spitzenränge in den Charts schaffte auch dieses Spätwerk. Doch am Ende war der Verschleiß nach drei Jahrzehnten wohl zu groß.
Was bleibt, sind einige der wichtigsten Alben der vergangenen 25 Jahre und zwei Handvoll Songs, die Potenzial zu Evergreens haben. Zugleich war R.E.M. (Rapid Eye Movement) eine bodenständige US-Südstaaten-Band ohne Skandale, die ihre Wurzeln in der Punk-Szene nie verleugnete und trotz Superstar-Status glaubwürdig wirkte.
Der Abschied von den Fans war denn auch bei allem branchenüblichen Pathos so würdevoll, wie man es von diesem Trio erwarten konnte: „Unser tiefster Dank fürs Zuhören“, hieß es in einer Erklärung auf der Webseite. „Es gibt keine Missklänge, kein Zerwürfnis und keine Anwälte, die sich streiten. Wir haben diese Entscheidung zusammengetroffen, freundschaftlich und im besten Interesse für jeden. Es ist einfach der richtige Zeitpunkt.“
Die Erfolgsgeschichte der 1980 gegründeten begann drei Jahre später mit dem Album „Murmur“. Stipes Texte waren wegen seines Nuschelgesangs kaum zu verstehen, doch die Band strahlte eine Ernsthaftigkeit aus, die damals viele Musikfans vermissten.
Es dauerte aber noch Jahre, ehe R.E.M. 1991 mit dem Hit „Losing My Religion“ der Durchbruch gelang. Mehrere Grammys waren der Lohn, ehe das 18 Millionen Mal verkaufte Album „Automatic For The People“ die Band 1992 in den Kreis der Megastars katapultierte — in den Kreis jener, die es selten schaffen, zur rechten Zeit den Absprung aus dem Business wagen. Zuletzt habe man sich gefragt: „Was jetzt noch?“, gab Bassist Mike Mills zu. Die letzten Songs seien „ein sauberer Schlussstrich“.