„Rock in Rio“ zurück in der Heimat

Rio de Janeiro (dpa) - Tickets gibt es schon lange keine mehr. In drei Tagen waren die 600 000 Eintrittskarten für das Mega-Festival „Rock in Rio“ weg. 100 000 Extra-Tickets kauften die Fans innerhalb weniger Stunden auf.

Die Mega-Musik-Show startet an diesem Freitag. Alles, was Rang und Namen hat, wird in der Stadt am Zuckerhut sein: Elton John, die Red Hot Chili Peppers, Motörhead, Metallica und Stevie Wonder. Auch Shakira, Lenny Kravitz, Coldplay, Snow Patrol und Guns N' Roses stehen auf der Bühne und noch viele, viele mehr. 26 Jahre nach der Premiere hat das oft mit Woodstock verglichene Rockfestival seine magnetische Wirkung auf Topstars nicht verloren.

Für den bis 2. Oktober dauernden Musik-Marathon wurde im Westen der Sechs-Millionen-Stadt Rio, etwa 35 Kilometer vom Zuckerhut und der Copacabana entfernt, die „Cidade do Rock“ mit vier Bühnen errichtet. Auf dem 150 000 Quadratmeter großen Areal am See von Jacarepaguá finden sich auch Bars, Restaurants, Läden sowie ein Riesenrad. Die Topstars treten auf der sogenannten Weltbühne auf, der 86 mal 25 Meter großen Hauptbühne. Veranstalter Roberto Medina spricht vom größten Musik-Event der Welt: „Es sind 160 Musikgruppen auf den Bühnen und 13 000 Leute, die während der sieben Festival-Tage im Einsatz sind, um diese Augenblicke unvergesslich zu machen.“

Medina war es, der 1985 die Idee hatte zu „Rock in Rio“. Keiner dachte damals an einen Erfolg. Doch Brasilien hatte gerade 21 Jahre Militärdiktatur beendet und das Festival wurde damals zu einem Symbol der neuen Freiheit und der wiedergefundenen Lebensfreude in Brasilien. Damals kamen zum Beispiel Queen mit dem unvergesslichen Freddie Mercury, AC/DC, Iron Maiden, James Taylor, Nina Hagen, Ozzy Osbourne, Rod Stewart und die Scorpions.

Seitdem ist viel Zeit vergangen. Es gab drei Auflagen des Festivals im Rio (1985, 1991, 2001). Viermal fand das Festival in Portugal und zweimal in Spanien statt. Jetzt ist „Rock in Rio“, das längst zur kommerziellen Marke geworden ist, heimgekehrt in die „Cidade Maravilhosa“ (wunderbare Stadt), die im Jahr 2016 die Olympischen Spiele und 2014 das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft ausrichtet und 2013 den Weltjugendtag mit dem Papst empfängt.

„Brasilien steht im Zentrum der Welt“, sagte U2-Frontmann Bono (51), der schon oft in dem südamerikanischen Land war, der Zeitschrift „Època“. „Dieses Land ist einer der fundamentalen Plätze für den Erfolg einer Tournee.“

In dem boomenden Land sind auch die Preise gestiegen. Kosteten die Tickets bei „Rock in Rio“ 2001 noch 35 Reais, sind es heute 190 Reais (81 Euro) für das Tagesticket. Die Inflation berücksichtigt, dürfte das immer noch eine glatte Verdopplung sein.

Die Cariocas, wie Rios Einwohner genannt werden, müssen sich von Freitag an im Westen der Stadt auf chaotische Verkehrsverhältnisse gefasst machen. Hunderte Busse sind im Dauereinsatz und zahlreiche Straßen gesperrt.

Doch Rio ist das gewohnt, denn die Stadt feiert jedes Jahr tagelang und ausgiebig ihren Karneval. Rios Bürgermeister Eduardo Paes ist glücklich über die Rückkehr des Rocks in seine Stadt: „"Rock in Rio" ist vielleicht das Ereignis, das wie der Karneval, die Seele des Cariocas am besten zeigt.“ Vermutlich auch deshalb steht das Festival 2013 und 2015 schon in Rios Veranstaltungskalender.