Rufus Wainwright: Vom Nosferatu zum Entertainer

Konzert: Rufus Wainwright zelebriert eine musikalische Gedenkfeier.

Köln. Wie Nosferatu schreitet Rufus Wainwright am Mittwoch auf die Bühne des Kölner Theaters am Tanzbrunnen. Er trägt ein schwarzes Gewand mit Federkragen und meterlanger Schleppe. Ein Flügel steht auf der Bühne, mehr nicht. Es ist still.

Darum hatte der Künstler für den ersten Teil des Abends gebeten. Kein Applaus, kein Jubel. Für eine Stunde wird es so bleiben. So lange dauert der Liederzyklus "All Days are Nights: Songs for Lulu" - eine Art Requiem für seine im Januar gestorbene Mutter, die Folksängerin Kate McGarrigle.

Zu der Musik ist eine Videoinstallation von Douglas Gordon zu sehen. Sie zeigt Wainwrights tief schwarz geschminktes Auge in Großaufnahme und Zeitlupe, wie es sich immer wieder öffnet und schließt, bis am Ende eine Träne herausläuft. Jeder Ton zeugt von Schmerz und Verlust.

Aber der musikalische Minimalismus zeigt vielleicht mehr denn je, was für ein unglaubliches Talent Wainwright besitzt. Seine klassisch anmutenden Songs, irgendwo zwischen Schubert, Brahms und Wainwright angesiedelt, heben die Grenzen zwischen E- und U-Musik endgültig auf. Die Schlichtheit lässt die ergreifenden Melodien noch deutlicher erklingen.

Nach der Pause ist das düstere Intermezzo vorüber und Rufus Wainwright wieder unter den Lebenden. Mit Glitzerweste und Lausbublächeln gibt er den Entertainer. Bei den älteren Songs wie "Cigarettes And Chocolate Milk", "The Art Teacher", "Going to a Town" oder "Leaving for Paris" läuft er sogar zu Höchstform auf.

Das letzte Lied des zweieinhalbstündigen Abends heißt "Walking Song" und ist von seiner Mutter: ein intensives Konzert, abseits des üblichen Popeinerleis.