Salzburger Festspiele im Zeichen des Ersten Weltkriegs
Salzburg (dpa) - Mit einer politischen Mahnung angesichts der aktuellen risikoreichen Weltlage sind die 94. Salzburger Festspiele eröffnet worden.
Fast auf den Tag genau 100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs zog der australische Historiker Christopher Clark („Die Schlafwandler“) bei der offiziellen Eröffnung der Festspiele am Sonntag Parallelen zur Situation vor dem Kriegsbeginn am 28. Juli 1914 und der derzeitigen weltpolitischen Lage. Der Erste Weltkrieg stellt auch das zentrale Thema der bis zum 31. August dauernden Festspiele dar.
Clarke sagte beim feierlichen Festakt in der Felsenreitschule in Salzburg vor zahlreichen Gästen aus Politik und Kulturbetrieb: „Wir befinden uns - wie die Zeitgenossen des Jahres 1914 - in einer zunehmend gefährlichen, multipolaren Welt, gekennzeichnet durch regionale Krisen.“ In solchen Momenten, wenn das Gleichgewicht ins Wanken komme, erhöhe sich das Risiko, sagte er in der traditionellen Festrede.
Der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer sagte in seiner Eröffnungsrede, aus der Geschichte müssten Lehren gezogen werden. Dazu gehöre die Absage an einen aggressiven Nationalismus und die Tatsache, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit, sondern eine permanente Aufgabe sei.
Zahlreiche Aufführungen mit Weltkriegsbezug stehen bei den Festspielen auf dem Programm. Unter anderem soll Karl Kraus' Epos „Die letzten Tage der Menschheit“ auf die Bühne gebracht werden. Fünf Opernneuproduktionen sind angesetzt, darunter die Uraufführung „Charlotte Salomon“ von Marc-Andre Dalbavie sowie Mozarts „Don Giovanni“ und der „Rosenkavalier“ von Richard Strauss, dessen 150. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird.
Den musikalischen Auftakt der Festspiele bildete bereits in der vergangenen Woche Joseph Haydns „Schöpfung“ im Rahmen der „Ouverture spirituelle“. Der scheidende Intendant Alexander Pereira hatte dieses Vorprogramm mit geistlicher Musik nach seinem Amtsantritt 2012 ins Leben gerufen. Es soll auch nach Pereiras Wechsel an die Mailänder Scala fortgeführt werden.
Der allgemeine Wachstumskurs Pereiras soll jedoch nicht fortgesetzt werden. Unter anderem hatte der Noch-Intendant einen Festspielball eingeführt und wollte nur noch Neuinszenierungen zeigen. Der Ball soll nun abgeschafft werden, hieß es von den Salzburger Festspielen. Künftig werden zudem nur noch drei Opern-Neuproduktionen auf dem Programm stehen. Bei den 1920 - kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs - gegründeten Festspielen werden in diesem Jahr insgesamt 270 Veranstaltungen an mehr als einem Dutzend Spielorten gezeigt.