Saxofon-Legende Herb Geller gestorben
New York/Hamburg (dpa) - Die Saxofon-Legende Herb Geller ist tot. Der Jazzmusiker starb nach Angaben seiner Tochter Olivia bereits am Donnerstag im Kreise seiner Familie. Er wurde 85 Jahre alt.
Geller starb dort, wo er am liebsten war: in Hamburg. Der US-Amerikaner gehörte zu den größten Saxofonisten der vergangenen Jahrzehnte und hat mit nahezu allen Größen des Jazz gespielt.
„Er war ein bemerkenswerter Mensch und er wird es immer sein“, sagt Olivia Geller. Ihr Vater habe noch vor einem Jahr Konzerte gegeben, dann sei bei dem 84-Jährigen ein Hirntumor festgestellt worden. Letztlich sei Geller an einer Lungenentzündung gestorben - am 51. Hochzeitstag. „Ich bin am Boden zerstört“, sagt seine Frau. Die Tochter ergänzt: „Einen so großartigen Mann am Hochzeitstag so kurz vor Weihnachten zu verlieren, macht uns rat- und trostlos. Es ist ein schlechter Zeitpunkt, aber es hätte keinen guten gegeben, einen so wundervollen Mann und Vater zu verlieren.“
Geller wurde in Los Angeles geboren. Als Achtjähriger bekam er ein Saxofon geschenkt. Daraus entstand eine Weltkarriere. Er spielte auch Klarinette und Flöte, komponierte und arrangierte Musikstücke, eine Legende wurde er aber durch sein Saxofonspiel. 1951 heiratete er die Pianistin Lorraine Walsh, und beide bildeten so etwas wie das Traumpaar des Jazz. Doch Lorraine starb mit 30 Jahren unerwartet. Zurück blieben ein ratloser Herb Geller und die gerade ein Jahr alt gewordene Tochter Lisa.
Geller wollte nicht in den USA bleiben. Zunächst spielte er in Brasilien Bossa Nova, dann in Paris Jazz, und schließlich kam er nach Berlin. Hier lernte er seine zweite Frau, Christine, kennen. 1965 zogen beide nach Hamburg - und dort schlug der ruhelose Amerikaner Wurzeln. Fast 30 Jahre prägte er die NDR-Bigband. Das Orchester des Norddeutschen Rundfunks war für einige nur noch „die Band, in der Herb Geller spielt“.
Geller blieb in Deutschland - schon weil er mit der Politik Washingtons Probleme hatte. „Damals tobte der Vietnamkrieg. Ich hatte die Wahl zwischen Richard Nixon und Willy Brandt. Ich habe mich für Willy entschieden, das habe ich nie bedauert“, sagte er einmal. In Hamburg und Deutschland war er hochgeehrt und sogar Professor der Hochschule für Musik in Hamburg.
„Er war ein wandelndes Musiklexikon“, sagt seine Tochter Olivia. „Er hat Anrufe aus der ganzen Welt bekommen, wenn Fragen zu klären waren. Überall hatte er Freunde.“ Bis zuletzt habe er Musik gemacht, als einer der letzten der goldenen Ära des Jazz. „Vielleicht klingt es komisch“, sagt Olivia Geller. „Aber der Gedanke tröstet mich, dass er jetzt da oben in einer himmlischen Bigband spielt mit allen Legenden des Jazz. Und alle jammen gemeinsam, was das Zeug hält.“