Beatles-Klassiker „Sgt Pepper's Lonely Hearts Club Band“ wird 50

Liverpool (dpa) - Weiß-graue Wände, ein paar Tische, ein paar Stühle - die kleine Halle neben der St Peter's Church im Süden von Liverpool ist wenig glamourös. Wären da nicht ein paar Zeitungsausschnitte und Bilder an der Pinnwand, man käme nicht auf die Idee, dass in diesem Gebäude Musikgeschichte geschrieben wurde.

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Aber genau hier wurden John Lennon und Paul McCartney am 6. Juli 1957 von Schulfreunden einander vorgestellt. Wie wir heute wissen, war es der Beginn einer der bedeutendsten Partnerschaften des Rock'n'Roll.

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Fast genau zehn Jahre nach dieser schicksalhaften Begegnung veröffentlichten die Beatles am 1. Juni 1967 ihr achtes Studioalbum „Sgt Pepper's Lonely Hearts Club Band“, das jetzt sein 50-jähriges Jubiläum feiert. „Es ist völlig irre, dass wir auf dieses Projekt 50 Jahre später mit so viel Freude zurückblicken“, sagt McCartney im Einleitungstext der Neuauflage des Albums, „und auch mit gewissem Erstaunen darüber, wie vier Typen und ein großartiger Produzent samt seiner Tontechniker einen derartigen Klassiker schaffen konnten.“

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Der Produzent war Sir George Martin, der im vergangenen Jahr im Alter von 90 Jahren starb. Für die am 26. Mai erscheinende Neuauflage des Albums hat sein Sohn Giles Martin die Musik mit einem Team aus Toningenieuren und Restauratoren in Stereo und 5.1 Surround neu abgemischt - natürlich in Londons Abbey Road Studios. Auf Wunsch der Beatles war „Sgt Pepper“ seinerzeit in vier Mono-Spuren aufgenommen worden, die die Basis für den neuen Mix bilden. Die Neuauflage, die in unterschiedlichen Versionen erscheint, enthält je nach Umfang bis zu 34 zusätzliche Aufnahmen von damals und Videomaterial, darunter Promo-Filme und eine Dokumentation.

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„Ich glaube, das Album ist heute noch genauso relevant wie damals“, sagt Claire McColgan, Kulturdirektorin der Stadt Liverpool. „Hätte man es in den letzten 50 Jahren nie gehört, man würde denken, es wäre ein zeitgenössisches Werk.“ McColgan ist mitverantwortlich für die umfangreiche Jubiläumsveranstaltung „Sgt Pepper at 50“, die Liverpool in den kommenden Wochen ausrichten wird.

Die Stadt ist stolz auf ihre „Fab Four“ und profitiert auch von ihnen. Nach einer Studie aus dem Jahr 2016 spülen die Beatles fast 82 Millionen Pfund (umgerechnet etwa 95 Millionen Euro) pro Jahr in die Stadtkasse. „Es ist wirklich enorm“, sagt Dr. Mike Jones, Kursleiter am Institut für Popmusik der Universität Liverpool. „Die Leute kommen echt wegen der Beatles nach Liverpool.“ Nicht immer hätten die Liverpooler das zu schätzen gewusst, erzählt Jones. „Aber jetzt ist es wahre Liebe.“

Auf der „Magical Mystery Tour“ können Fans den Spuren der Beatles folgen und das ehemalige Wohnhaus von John Lennon, die Straße Penny Lane oder den Cavern Club entdecken, in dem die Band in frühen Jahren auftrat. Mit Ausnahme der Beatles-Statue und des Beatles-Ladens am River Mersey wurde nichts touristisch aufgehübscht. „Wir wollten das nicht 'Disney-fizieren', nichts, das nicht authentisch wäre“, sagt McColgan. „Liverpool ist immer noch eine Arbeiterstadt und zeigt immer noch die Arbeiter-Wurzeln der Band.“ Deshalb sieht auch die Halle der St Peter's Church immer noch so karg aus wie vor 60 Jahren.

Zum Jubiläum von „Sgt Pepper's Lonely Hearts Club Band“ soll es in der Heimat der Beatles allerdings festlich werden. Schließlich ist man sich hier einig: 1967 war das Jahr, in dem die Kreativität an der Merseyside ihren Höhepunkt erreichte. „'Sgt Pepper' schien damals wohl einfach die gesellschaftliche Stimmung des Jahres 1967 musikalisch treffend einzufangen und die Menschen geradewegs zu beflügeln“, wird Beatles-Schlagzeuger Ringo Starr in dem Buch zitiert, das der neuen „Super Deluxe Edition“ beiliegt.

Einen ähnlichen Effekt erhofft sich Claire McColgan jetzt mit „Sgt Pepper at 50“. „Wir wollen das Album auf kreative Weise nutzen und damit eine ganz neue Generation inspirieren“, verspricht sie. Analog zu den 13 Songs des Albums sind vom 25. Mai bis zum 16. Juni in Liverpool 13 Projekte von Künstlern aus aller Welt geplant, darunter Wandmalerei, Tanz-Darbietungen, DJ-Sets und ein indisches Fest. „Ich glaube nicht, dass jedem gefällt, was wir machen“, erzählt McColgan. „Einige Projekte sind sehr kontrovers.“

Ein Konzert wird es in Liverpool zum Jubiläum übrigens nicht geben. „Sie selbst haben ihre Songs am besten gesungen, besser als irgendjemand anders“, stellt die Kulturdirektorin klar. „Also warum sollte man das machen?“ Und davon dass die beiden überlebenden Beatles Paul McCartney und Ringo Starr zum 50. überraschend in ihrer alten Heimat vorbeischauen und noch einmal im Cavern Club auftreten, kann man sicher nicht ausgehen. Schade eigentlich.