Silvesterkonzerte von ARD und ZDF fast zeitgleich
Dresden/Berlin (dpa) - Klassikfans haben am letzten Tag des Jahres die Qual der Wahl. ARD oder ZDF, Berliner Philharmoniker oder Dresdner Staatskapelle, heißt die Frage. Schon 2010 kam Unmut wegen der Parallelübertragung beider Silvesterkonzerte in den großen öffentlich-rechtlichen Anstalten auf, diesmal ist es nicht anders.
Die ARD zeigt das Konzert der Berliner unter ihrem Chef Sir Simon Rattle von 18.30 Uhr an, die Dresdner setzen mit Christian Thielemann zwar schon eine knappe Stunde eher ein, sind aber erst 19.00 Uhr fertig. „Ich muss ganz ehrlich sagen, das hat mich auch geärgert“, sagte Thielemann der Nachrichtenagentur dpa. Die Sender hätten zugesichert, dieses Jahr werde das nicht passieren. „Ich finde es unmöglich, aber schuld sind wir nicht.“ Er habe jedenfalls mit seinen Musikern bei einem Programm mit Werken von Franz Lehár jede Menge Spaß. „Das Orchester ist einfach nur begeistert von der Musik. Alle sitzen grinsend auf den Stühlen, weil sie endlich mal so etwas spielen dürfen“, sagte der 52-Jährige.
CDU-Politiker Johannes Beermann, der als Chef der sächsischen Staatskanzlei die Medienpolitik der unionsgeführten Länder dirigiert, poltert gegen das Doppelkonzert. „Dass wir in diesem Jahr dasselbe Phänomen wieder haben, zeigt, dass die beiden öffentlich-rechtlichen Anstalten möglicherweise zwar offene Ohren, aber keine offenen Herzen haben“, sagte Beermann kurz vor Weihnachten bei „Focus-Online“. Eventuell müsse der Gesetzgeber „wie bei zwei sich zankenden Kindern“ einschreiten. Für den sächsischen Regierungschef Stanislaw Tillich (CDU) ist die Dopplung Ausdruck für den „Reparaturbedarf“ bei den Öffentlich-Rechtlichen.
Inhaltlich präsentieren sich die beiden Top-Orchester kontrastreich. In Berlin dreht sich zu Silvester alles um den Tanz. Da gibt es slawische und ungarische Tänze von Antonín Dvorák und Johannes Brahms, den verführerischen Tanz der sieben Schleier aus Richard Strauss' Oper „Salome“ oder Auszüge aus Igor Strawinskys Ballett „Der Feuervogel“. In Dresden setzt Thielemann, der im Sommer 2012 offiziell sein Amt als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden antritt, wie im Vorjahr auf die „leichte Muse“, die so schwer zu spielen ist. Diesmal sind es Auszüge aus mehreren Operetten von Franz Lehár. Dass Opernstar Anna Netrebko und ihr Mann Erwin Schrott kurzfristig absagten, soll die Stimmung nicht trüben.