Soullegende Bobby Womack wird 70
New York (dpa) - Das Leben ist nicht fair, wenn man einen der Klassiker der Rockgeschichte schreibt, aber die Rolling Stones damit einen Welthit landen - und man selbst erst wegen eines Skandals berühmt wird.
Bei Bobby Womack war das so, aber er hat es leicht genommen und sich zu einem der einflussreichsten Musiker des Souls entwickelt. Am 4. März wird er 70.
Geboren wurde Robert Dwayne Womack in Cleveland, Ohio. Der Vater war Musiker und er führte „Bobby“ und seine vier Brüder früh an die Musik heran. Schon als Teenager nahmen sie als Womack Brothers Platten auf, vermittelt von Sam Cooke („Twisting the Night Away“, „Wonderful World“). Der benannte die Brüder in The Valentinos um, einer ihrer ersten Songs war 1964 „It's All Over Now“. Platz 94 in den Charts. Na ja, immerhin.
In London hörten zwei junge Männer namens Mick Jagger und Keith Richards den Titel. Gleich nach den Womacks sangen die Rolling Stones den Song und hatten so ihre erste Nummer-Eins-Single in Großbritannien und ihren Durchbruch in Europa. Heute gehört der Hit zu den Hymnen des Rock. Bobby Womack bringen nur Kenner damit in Verbindung und er war zunächst auch wütend über den Erfolg der anderen mit seinem Song. Bis zum ersten Scheck: Von den Tantiemen konnte der 20-Jährige eine Weile leben.
Berühmt wurden die Womacks weniger später erst wegen eines Skandals. Nachdem der halbnackte Sam Cooke von einer Motelmanagerin erschossen worden war, heiratete Bobby dessen Witwe. Ja, schlimmer noch, später heiratete Bruder Cecil auch noch Cookes Tochter Linda. Aus heutiger Sicht ist das höchstens noch verworren, damals war es höchst anrüchig. Cecil und Linda machten als Womack & Womack Karriere mit seichtem Pop. Später ging Cecil nach Südafrika, benannte sich in Zekuuba Zekkariyas um, vor einem Jahr starb er.
Nach Cookes Tod zerbrachen die Valentinos, aber Bobby Womack machte weiter Musik - an allen Fronten. Als Sänger hatte er Hits wie „Lookin' For a Love“, „That's The Way I Feel About Cha“ und „Woman's Gotta Have It“. Als Musiker arbeitete er mit Legenden wie Janis Joplin und Aretha Franklin zusammen. Und als Komponist schrieb er Filmmusik, etwa 1972 für „Across 110th Street“. Als Quentin Tarantino 25 Jahre später den Song als Titelmelodie für „Jackie Brown“ nutzte, trat das noch einmal eine Soul-Welle los.
Da war die große Zeit des Bobby Womack längst vorbei. Drogen und Krankheiten hatten aus dem Mann ein Wrack gemacht, das letzte Studioalbum war 1994 erschienen. Bis es vor zwei Jahren mit „The Bravest Man In The Universe“ zu einem erstaunlichen Comeback kam. Ob es noch eines geben wird? Wohl kaum, denn vor gut einem Jahr bekannte Womack, dass er immer öfter Texte und Namen vergesse. Seit 2009 ist Womack in der Rock and Roll Hall of Fame verewigt. In Cleveland, Ohio - da, wo vor 70 Jahren alles begann.