Startenor Villazón gibt Regiedebüt
Paris (dpa) - Dass Rolando Villazón sein Regiedebüt mit „Werther“ von Jules Massenet gibt, der Oper, in der er vor seiner Stimmbandoperation sang, ist sicherlich ein Zufall.
Ob er das Publikum so begeistern wird wie im April 2009 in Paris, als er zum bisher letzten Mal den Werther gab, wird in wenigen Tagen die Premiere an der Oper in Lyon zeigen. Der 38-Jährige Startenor wechselt hinter die Kulissen. Seine Neuinszenierung des „Werther“ feiert an diesem Montag (24. Januar) Premiere. Sie wird bis zum 7. Februar zu sehen sein.
Villazón und die russische Sopranistin Anna Netrebko wurden zeitweise als das „Traumpaar der Oper“ gefeiert. Doch der quirlige Tenor kämpft seit Jahren mit Problemen. Schon 2007 hatte er eine erste Auszeit eingelegt, weil er sich müde und ausgelaugt fühlte. 2009 sagte er Konzerte in New York, London und Berlin ab, weil er sich einer Operation an einer Zyste auf dem Stimmband unterziehen musste. Seine Rückkehr im Frühling 2010 feierte er an der Wiener Staatsoper mit Donizettis „Liebestrank“. Das Haus war voll, das Publikum applaudierte minutenlang, auch wenn seine Stimme an Volumen eingebüßt hat.
Nun baut der Publikumsliebling vor und legt in Lyon vielleicht den Grundstein zu einer neuen Karriere. Für Lyon lag die Wahl des mexikanischen Tenors als Regisseur auf der Hand. Villazón kenne das 1892 entstandene Werk von innen heraus, erklärte das Opernhaus, das nach Paris über das zweitgrößte Budget in Frankreich verfügt.
Villazón hat den Werther in vielen Großstädten der Welt gesungen und mit ihm nach seiner ersten Auszeit im Jahr 2007 seinen Neuanfang gefeiert. Er kennt die literarische Person, die sich unglücklich in Charlotte verliebt und den Freitod wählt. Nun will er dem Publikum die tiefenpsychologische Sicht des Stücks näher bringen. Sein Ziel sei es, Zuschauern das wahre Wesen der Personen zu zeigen und Barrieren niederzureißen, die sie daran hindern, sich in andere hineinzuversetzen, erklärte der Tenor.
In den Hauptrollen seiner Inszenierung sind Arturo Chacón-Cruz als Werther und Karine Deshayes als Charlotte zu sehen. Am Pult steht der in Freiburg geborene Dirigent Johannes Willig. Chacón-Cruz ist einer der großen Aufsteiger der internationalen Opernszene. Der Werther sei für ihn die richtige Rolle zum richtigen Zeitpunkt, sagte er in einem Interview. Vielleicht gilt dies auch für den Regisseur Villazón.