Take That: Selbstironie bei den alten Hits

Take That feiern mit 45.000 Fans in Düsseldorf eine ausgelassene Party mit weißen Häschen und einem Roboterriesen.

Düsseldorf. „Ich kann noch kreischen“, kündigt die Kollegin vorfreudig an und verschwindet zum Take-That-Konzert. Viele, sehr viele erinnern sich am Montagabend in Düsseldorf an diese Fähigkeit aus Teeniezeiten.

Die Pet Shop Boys probieren es aus: Der Name reicht, und die Arena kreischt — trotz der erstaunlich vielen Männer im Publikum. Wer hätte gedacht, dass Neil Tennant und Chris Lowe mal als Vorgruppe der früheren Boyband auftreten? Das Duo liefert souverän seine Hits wie „Suburbia“ und „Westend Girls“ ab und wird gebührend beklatscht.

Der Sturm gehorcht der Stoppuhr: Der Konzertbeginn wird auf Punkt halb neun heruntergezählt, dann braust der Schrei durchs Rund: Take That ist back, erst mal in der Viererbesetzung Gay Barlow, Mark Owen, Jason Orange und Howard Donald. Adrett kommen sie in Dunkelblau, Bordeaux und Rosttönen daher, makellos singen und tanzen sie zu Songs wie „Rule“, die seit ihrer Wiedervereinigung 2005 entstanden sind — aus den Boys sind längst noch keine alten Herren geworden.

Sie liefern eine halbe Stunde perfekten Pop, lassen in einer bizarren Einlage die deutsche Nationalhymne anstimmen und werden zu „Shine“ von zwei Dutzend Tänzern als weiße Häschen, Bienchen und lila Riesenraupe wie im Wiesenwunderland umwuselt.

Der erste Blick auf Robbie Williams — als weißer Puschelhase im Video. Dann kullert er leibhaftig auf die Bühne. Das Kreischen wird zum Orkan, ein Energiestoß geht durch die Halle — „Let me entertain you“. 45.000 toben, winken, singen. „Come on“: Robbie ist die unbezähmbare Rampensau mit den vulgären Gesten und dem treuherzigen Grinsen. Nach zwei Minuten fliegt die Jacke weg, die durchtrainierten Oberarme wollen raus.

„Come undone“ — alle Handys leuchten, „Take a walk on the wild side“ — er lässt das Becken rotieren, „Feel“ — Robbie liegt auf einer Art Schwenkgrill über den vorderen Reihen, singt und hält nach unten Händchen. Der Superstar, für den es zuletzt nicht mehr ganz so gut lief, bleibt ein Sexsymbol, auch wenn der Haaransatz langsam zurückweicht.

Ein dynamisches 40-Minuten-Solo hat sich Robbie reserviert, dann geht es bei der ersten gemeinsamen Tour seit der Trennung 1996 im Fünferpack weiter. In Düsseldorf bestreitet das Quintett sein 35. und vorletztes Konzert, doch von Erschöpfung und Überdruss keine Spur.

Elegant selbstironisch stillt die Band den Hunger der Fans nach den frühen Erfolgen. Der ansehnlich erschlankte Gary Barlow spielt „Million Love Songs“ und „Babe“ auf dem Klavier nur eben an, die Pirouetten können alle noch. Zu „Back for good“ gibt es den inbrünstigem Publikumschor, Tränchen blinken in den Augenwinkeln.

Die Bühnenshow wird mit jedem Song spektakulärer, die Tänzer zelebrieren ein kriegerisches Schachspiel, Jason und Howard liefern sich ein Breakdance Battle. Zu „Never forget“ erhebt sich sogar der riesige Roboter auf 20 Meter Höhe und breitet messianisch die Arme aus — ein tolles Jungsspielzeug und eine Giga-Party.