Torfrock feiert 35. Geburtstag beinhart in Berlin

Berlin (dpa) - Exakt 35 Jahre hat die Kultband Torfrock vor allem die Sprache und den einzigartigen norddeutschen Zungenschlag für ihre musikalischen Erfolge genutzt. Doch am Samstagabend blieb den Bandgründern Klaus Büchner und Raymond Voß erst einmal die Sprache weg.

Bei ihrem ersten Konzert im Jubiläumsjahr nahm Torfrock im American Western Saloon in Berlin neben einer Riesentorte zunächst ein Gegenkonzert von den Fans in Form eines Geburtstagsständchens entgegen. „Da bin ich mal sprachlos“, gestand Büchner. Doch er fing sich schnell: „Dann mal auf die nächsten 35 Jahre.“

„Wir haben uns schon mal schlechter gefühlt“, sinnierte Büchner im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa über die „Last des Alters 35“. „Ich habe tiefen Respekt vor dieser Leistung“, meinte Bassist Volker Schmidt, der selbst erst seit acht Jahren bei Torfrock spielt und mit Drummer Stefan Lehmann (zwei Dienstjahre) die Abteilung „Jungspunde“ in dem Quartett stellt. „Aber die Musik macht mir im 8. Jahr ebenso Spaß wie (Büchner und Voß) im 35. Jahr.“

Und Spaß machte es auch den Fans, von denen viele altersmäßig die Zahl 35 noch nicht erreicht hatten. Fast schon andächtig lauschten die Träger von Cowboyhüten und Wikingerhelmen der Ballade von „Rollo dem Wikinger“, während nur wenige Takte später bei „Volle Granate, Renate“ die Postkutsche so richtig abging. Und bei „Beinhart“, dem Titelsong des Comic-Films „Werner“, und dem zur „Wildsau“ umgetexteten „Wild Thing“ gingen die Mitsänger in dem hoffnungslos überfüllten Club in die Vollen.

Dass die Norddeutschen ausgerechnet in Berlin zum ersten Konzert im Jubiläumsjahr antraten, hat eigentlich Tradition. Denn Torfrock hat in der Bundeshauptstadt eine große Fangemeinde, die auch nicht vor den manchmal auch auf Plattdeutsch gesungenen Texten zurückschreckt. „Rut in'n Torf, det is echt jut“, schwärmte ein Fan von einem der Hits von Torfrock und stellte zugleich die gelungene sprachliche Symbiose von Platt und Berlinerisch unter Beweis.