„Turandot“ in Bregenz: Chinesisches Flair am Bodensee

Bregenz (dpa) - Prinz Calaf wartet voller Sehnsucht auf das Morgengrauen. Er hat die Rätsel von Turandot gelöst und in wenigen Stunden soll sie seine Frau werden - wenn sie bis dahin seinen Namen nicht errät, denn dann stirbt er.

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Plötzlich bricht es aus ihm heraus: „Nessun dorma - keiner schlafe“. Die weltberühmte Arie aus Giacomo Puccinis Oper „Turandot“ klingt über den Bodensee und lässt die 70. Bregenzer Festspiele am Mittwochabend mit musikalischer Dramatik in die neue Saison starten.

Das Werk des italienischen Komponisten entführt die Zuschauer aus dem österreichischen Bregenz ins ferne Asien. Die Tochter des mächtigen Kaisers Altoum lässt jeden Freier köpfen, der ihre Rätsel nicht lösen kann. Der heimatlose Prinz Calaf wagt es trotzdem - und erobert schließlich das Herz der Prinzessin. „Turandot“ war die letzte Oper Puccinis (1858-1924). Sie blieb durch seinen Tod zunächst unvollendet, wurde später aber vom Komponisten Franco Alfano weitergeschrieben.

„Turandot“ sei mit seinen pompösen, aber auch intimen Stellen ideal für die Bühne am Bodensee, sagte die neue Intendantin des Festivals, Elisabeth Sobotka, vor der Aufführung. „Diesen Reichtum an Unterschied und an verschiedenen Farben, Atmosphären und Stimmungen finde ich für die Seebühne wichtig. Und natürlich auch, dass etwas los ist, dass man etwas zeigen kann.“

Im Vergleich zu früheren Jahren bleiben die Bregenzer Festspiele dieses Mal bei der Inszenierung aber etwas zurückhaltender: Es sind keine übergroßen Figuren zu sehen, es glitzert weniger als noch bei Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ im Vorjahr, niemand seilt sich kopfüber von den Wänden ab oder springt waghalsig ins Wasser. Zwar hat Marco Arturo Marelli, der für Regie und Bühnenbild verantwortlich ist, eine imposante Kulisse geschaffen: Am Ufer von Bregenz steht ein Abbild der chinesischen Mauer, davor und dahinter wachen rund 200 Soldatenfiguren, die der sagenumwobenen chinesischen Terrakotta-Armee nachempfunden sind.

Doch das Geschehen konzentriert sich vor allem auf die Mitte der Bühne und der Fokus liegt mehr auf der Oper selbst - und den Leistungen der Musiker und Sänger. Die überzeugen mit starker Bühnenpräsenz: Allen voran Riccardo Massi als Prinz Calaf, der sich ohne Zögern in sein Werben um Turandot (Mlada Khudoley) stürzt, und die Figur der Dienerin Liù (Guanqun Yu), die wiederum für ihre Liebe zu Calaf ihr Leben lässt. Unterstützt werden die Sänger unter anderem von den Wiener Symphonikern und dem Prager Philharmonischen Chor, die musikalische Leitung hatte Paolo Carignani inne.

Nur das Wetter will am Mittwochabend nicht recht mitspielen: Schon vor Beginn der Vorstellung ziehen dunkle Wolken über den Bodensee, am Bregenzer Ufer blinken die orangen Lichter der Sturmwarnung. Immerhin: Während des Spiels auf der Seebühne fallen nur hin und wieder Tropfen auf die Sänger und rund 7000 Zuschauer - das befürchtete Unwetter bleibt aus. Mitunter passen die schwarz-grauen Wolken und der aufziehende Wind sogar in die Inszenierung; etwa als Calaf sich entschließt, um Turandot zu werben und sein Vater und Liù das bevorstehende Unheil bereits vorausahnen.

„Turandot“ steht in Bregenz nun für die nächsten vier Wochen auf dem Programm, bis 23. August wird es insgesamt 25 Vorstellungen der Puccini-Oper geben. Im Festspielhaus wird ab dem 23. Juli zudem „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach gezeigt.