Udo Lindenberg im „Sonderzug nach Panikow“
Berlin (dpa) - Rockmusiker Udo Lindenberg (68) macht Pankow zu Panikow: 1983 hatte er den „Sonderzug nach Pankow“ musikalisch aufs Gleis gesetzt - eine freche Aufforderung, ihn in der DDR auftreten zu lassen.
Im Berliner Stadtteil Pankow wohnten die DDR-Oberen. Dort wollte der Panikrocker hin.
„Ich muss da was klären, mit eurem Oberindianer. Ich bin ein Jodeltalent und will da spielen mit 'ner Band“, sang er. Bei seinen Fans im Osten war der Panikrocker seit dem Mauerfall immer wieder. Nur der „Sonderzug nach Pankow“ musste 32 Jahre lang auf die Abfahrt warten.
Mit der U-Bahnlinie 2 fährt Lindenberg nun am frühen Mittwochabend vom Olympiastadion nach Pankow. „Ein alter Traum wird endlich wahr“, sagt Lindenberg. „Es gab ja schon mal einen Sonderzug, zum Tag der Einheit 2003 nach Magdeburg, aber noch nie einen nach Pankow.“ Noch dazu mit einem Unplugged-Konzert in der U-Bahn. Mit dabei ist die Hauptdarstellerin seines Musicals „Hinterm Horizont“, Josephin Busch. Plätze gab es für 70 Gäste, die Tickets nur zu gewinnen. „Für mich ein Happening, alles sehr intim, so hautnah auf den Knien der Fans sitzend“, meinte der Musiker. „Natürlich auch bisschen Eierlikör dabei - 'ne lustige easy Sache.“ Nach der Bahnfahrt nach Pankow stand dort im Ballhaus ein Konzert an.
Die Initiatoren - der RBB-Sender radioBerlin 88,8 und die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) - hatten die Fahrt als Finale ihrer Aktion „Mach mal 'ne Ansage“ ausgesucht. Dabei sagten Prominente die nächsten Stationen an. Die Idee brachte die RBB-Intendantin Dagmar Reim aus Lindenbergs Wahl-Heimat Hamburg mit, wo 2013 neben anderen Stars auch der Deutschrocker kurz vor der Station Mönckebergstraße aus den Lautsprechern nuschelte. In Berlin hörten nun die U-Bahn-Fahrgäste der beliebten Linie U2 nach Pankow die unverkennbare Stimme von Lindenberg.
Schon am Montag hatte sich der „Panikrocker“ im Goldenen Buch des Bezirks Pankow verewigt. Von „Panikow“ spricht er nur noch und sieht sich als Ehrenbotschafter. „Das schönste Geschenk, das Pankow mir machen konnte, war aber das Mädchen aus Ostberlin“, sagte er über die Hauptdarstellerin des Berliner Mauer-Musicals. Sie stamme aus Pankow, mit ihr sei er dort auch unterwegs gewesen. „Meine Pankower Geheimrätin hat mir den Ort gezeigt, wo die schrägen Fürsten von der SED und die linkischen Finger von der Stasi früher ihren Sitz hatten.“
„Ich hab'n Fläschchen Cognac mit und das schmeckt sehr lecker. Das schlürf' ich dann ganz locker mit dem Erich Honecker. Und ich sag: Ey, Honey, ich sing für wenig Money im Republik-Palast, wenn ihr mich lasst“, sang Lindenberg 1983 im „Sonderzug“ über DDR-Staatschef Erich Honecker. Seinen Text schrieb er zur Melodie des Swing-Klassikers „Chattanooga Choo Choo“. Im Palast der Republik durfte er noch im selben Jahr auftreten - es sollte bis zum Mauerfall seine einzige Show im Osten bleiben. Die geplante Tour wurde ihm von der DDR-Regierung wieder abgesagt.
Zum Berliner Olympiastadion kehrt der Musiker spätestens im Sommer zurück, wenn er dort am 14. Juli eines seiner drei Stadionkonzerte 2015 gibt. Die Olympia-Entscheidung zwischen Berlin und Hamburg hat der Wahl-Hamburger übrigens ganz gelassen verfolgt: „Ich habe immer gesagt, ich bin für Berburg und Hamlin.“