Über das Glücklichsein: Bosse bittet zum „Engtanz“
Hamburg (dpa) - Mal schwer, mal leicht: Mit seinem sechsten Studioalbum „Engtanz“ schickt Bosse den Zuhörer auf die berühmte Gefühlsachterbahn. „Ich wollte so unberechenbar sein, wie es geht“, sagt der 35-jährige Wahl-Hamburger.
In einem Song geht es um das Gefühl nach einer durchzechten Partynacht, in einem anderem um verpasste Chancen. Gute-Laune-Lieder zwischen Balladen.
Musikalisch hat das Album einige Höhepunkte zu bieten: Axel Bosse, wie der Sänger bürgerlich heißt, setzt auf Trompeten, Waldhörner, Streicher und den Berliner Kneipenchor. Diese Extras verleihen den bittersüß-melancholischen Balladen und schmissigen Rockernummern, zwischen denen das Album pendelt, mehr Tiefe.
„Ich wusste am Anfang schon, dass ich mich mit diesem Album verändern will, mehr musikalische Wucht, mehr textliche Tiefe und mehr Kante“, sagt der gebürtige Braunschweiger. Auch der deutsche Rapper Casper hat sich auf Bosses neuem Werk verewigt.
Diese musikalische Wucht ist schon zu Beginn von „Engtanz“ mit „Außerhalb der Zeit“ zu hören. Gleich mit dem zweiten Song „Dein Hurra“ schaltet Bosse einen Gang höher. „In dem Lied geht es um die Person, die es schafft, deine mieseste Laune mit einem Schnipsen ins Positive zu drehen“, sagt er.
Die aktuelle Single aus dem Album heißt „Steine“ - ein ruhiges Stück, in dem aufgeräumt wird. „Mit sich, der Vergangenheit, den alten Dämonen und Monstern“, sagt der Musiker. Denn nur dann könne man voran kommen. Ein sehr melancholischer Sound, der sich nicht durch das ganze Album zieht. „Am Ende ist es ein Album über das Glücklichsein.“
Bosse startete seine musikalische Karriere mit 17 Jahren. 2005 feierte der Sänger und Songwriter mit „Kamikazeherz“ sein Debüt. Den Durchbruch schaffte Bosse mit seinem letzten Album „Kraniche“, das im Frühjahr 2013 veröffentlicht wurde. Dafür gab es zum ersten mal Gold. Im selben Jahr gewann Bosse den „Bundesvision Song Contest“ von Stefan Raab. Mit seinem neuen Album will der smarte Musiker an alte Erfolge anknüpfen.
Doch der Weg nach oben war steinig. „Ich bin jahrelang getourt und habe mit meiner Band oft vor ganz wenig Zuhörern gespielt.“ Wegen seiner Beständigkeit wurde Bosse von einem Journalisten auch die „Weinbergschnecke der deutschen Musiklandschaft“ genannt.
Irgendwann sei der Punkt gekommen, an dem sich das Durchhaltevermögen gelohnt habe. „Umso mehr wissen wir heute eine ausverkaufte Tour zu schätzen“, sagt Bosse. Mit der eher erfolglosen Vergangenheit im Hinterkopf sei es doppelt so schön, „wenn die Leute plötzlich deine Platten kaufen und die Halle, in der man spielt, voll ist“.
Um Umwege im Leben geht es auch in dem Stück „Krumme Symphonie“ - einem der eindringlichsten Songs des neuen Albums. „Ich glaube, es gibt sehr selten einen geraden Weg im Leben. Aber vielleicht erlebt man auf den Umwegen die interessanteren und spannenderen Dinge.“
Spannende Dinge will Bosse auch 2016 noch erleben. „Ich will mich weiterentwickeln und interessiert bleiben. In diesem Jahr werde ich einen Schriftsteller-Workshop machen und wieder intensiv Klavierunterricht nehmen“, sagt der Künstler. Ansonsten hoffe er, dass er weiterhin Ideen habe und Songs schreiben könne.