Umbruch an den Musikschulen
Die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge stellt auch die Musikhochschule vor Herausforderungen.
Wuppertal/Düsseldorf. International waren die deutschen Musikhochschulen schon immer. Ein großer Anteil der Studierenden kommt aus den Nachbarländern oder Asien. Jetzt sollen sich die Musikhochschulen noch weiter öffnen. Beim Bologna-Prozess 1999 haben 29 europäische Bildungsminister beschlossen, ein einheitliches europäisches Hochschulwesen, basierend auf Bachelor- und Masterstudiengängen, zu schaffen. Ziel ist, vergleichbare Standards einzuführen und den Wechsel zu vereinfachen.
Auf die deutschen Musikhochschulen kommen dadurch große Veränderungen zu. Knackpunkt ist das weiterführende Studium. Bisher konnten Studenten mit herausragenden Leistungen ein zweijähriges Konzertexamens-Studium anschließen. Hierbei hatten die Studierenden im Wesentlichen Hauptfachunterricht, also etwa Gesang oder Geige, und sonst nur Projektarbeit wie Kammermusik oder Korepetition.
Viele Studenten üben dabei extrem viel, fünf oder sechs Stunden täglich, und geben häufig Konzerte. Das ist wichtig, um Erfahrungen fürs Berufsleben zu sammeln und Kontakte zu knüpfen.
Das neue Studienkonzept sieht nun anstatt des Konzertexamens einen Master-Studiengang vor, der 15 bis 20 Wochenstunden Unterricht umfasst. An der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf soll der neue Studiengang erst 2010 kommen.
An der Musikhochschule Köln, zu der auch Wuppertal gehört, fangen schon seit dem Wintersemester 2008/09 nur noch Master-Studenten an. Sie haben neben dem Hauptfach nun völlig neue Fächer wie Musikmanagement, Musikmedizin oder Jura für freischaffende Künstler.
"Die Studenten sollen ein breit gefächertes Angebot bekommen", sagt Sonja Tewinkel, Dezernentin für Hochschulplanung der Musikhochschule Köln. Allerdings zeige sich schon jetzt, dass das in der Praxis schwer zu leisten ist.
Dabei hat die Kölner Hochschule schon die Hälfte der vorgesehenen 900 Unterrichtsstunden pro Studienjahr fürs Üben reserviert. Verstärkt sollen sich die Studierenden nun mit Randbereichen wie alter und neuer Musik oder Kammermusik beschäftigen.
Der Master beinhaltet - auch das ist neu - eine wissenschaftliche Abschlussarbeit. Schwierig wird es damit vor allem für ausländische Studierende. Gerade Asiaten kommen häufig mit einem Bachelor-Abschluss aus ihrem Heimatland und sind bisher in Deutschland nach dem Vordiplom eingestiegen, teilweise mit sehr geringen Deutsch-Kenntnissen. Jetzt müssen sie die deutlich schwerere Aufnahmeprüfung für den Master schaffen und gut Deutsch sprechen.
Weil diese Hürde für viele zu hoch ist, will Köln außerdem für Interessenten aus dem nicht-europäischen Raum ein einjähriges Graduate Diploma einführen. Der vierjährige Bachelor-Studiengang ähnelt dem bisherigen Diplomstudium; allerdings müssen die Studenten deutlich mehr Prüfungen ablegen, auch im Hauptfach schon nach einem Jahr.
Im dritten Jahr teilt sich in Köln das Studium in drei Richtungen: Je nach Leistung gibt es die Profile "Solist", "Orchestermusiker" und "Instrumentalpädagogik". Insbesondere die Orchestermusiker sollen stärker als bisher den Master anschließen. "Wir wissen noch nicht, ob Orchester nun auch den Bachelor gelten lassen - wir gehen aber davon aus, dass der Bachelor im Berufsleben nicht so gut bezahlt wird wie der Master", sagt Tewinkel. Deshalb stellt sich für die Zukunft auch die Frage nach einem berufsbegleitenden Aufbaustudium.
Völlig neu kommt ab Herbst in Köln der Bachelor of Music in Education. Hier geht es um den gestiegenen Bedarf an Musikvermittlung in Gruppen, etwa an Ganztagsschulen. Neben den üblichen Fächern gibt es deshalb Fächer wie Bodypercussion oder Stimmspiele für Laien.
Für das Masterstudium gibt es außerdem noch die Möglichkeit, sich am Orchesterzentrum in Dortmund vertieft dem Orchesterspiel zu widmen, dabei aber an der jeweiligen Hochschule beim Hauptfachlehrer zu bleiben.