Weihnachtsalben: Von Kylie Minogue bis Smoke Fairies

Berlin (dpa) - An dem deutschen Schlagerstar Helene Fischer kommt man in der Adventszeit nicht vorbei. Aber hinter ihrem Megaseller „Weihnachten“ gibt es noch etliche Festalben zu entdecken, die nicht ohne Überraschung sind.

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KYLIE MINOGUE Als Liebesgöttin Aphrodite ist Kylie Minogue noch gut in Erinnerung. Zu Weihnachten gibt sich die australische Sängerin nicht weniger verführerisch - für das Cover ihres schlicht „Christmas“ genannten Albums hat sie sich für ein rotes Negligé entschieden.

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Entschieden hat sie sich auch für Iggy Pop, den man sich allerdings nur bedingt mit roter Weihnachtsmütze vorstellen kann. Aber das Punk-Urgestein liefert als Duett-Partner in „Christmas Wrapping“ als großer Murmler („Merry Christmas, Baby“) den wohl smartesten Höhepunkte des Albums, das sich ansonsten ganz klassisch mit großem Orchester und erprobten Weihnachtssongs („Let It Snow“) präsentiert.

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Neben Kooperationen mit Schwester Dannii und dem Comedian/Schauspieler James Corden („Only You“) gibt es auch ein Wiederhören mit Crooner-Legende Frank Sinatra, der sich als virtueller Partner in „Santa Claus Is Coming To Town“ an Kylie schmiegt. Herrlich kitschig, herrlich anrührend - das ist Weihnachten mit Kylie Minogue.

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MICHAEL BUBLÉ Weihnachten ohne Michael Bublé? Kaum vorstellbar. Mit seinem „Christmas“-Album, das sich bisher mehr als sieben Millionen Mal verkaufte, hat der kanadische Neo-Crooner einen echten Klassiker geschaffen.

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Dieser Mann liebt Weihnachten - mit allem Drum und Dran. Und so mischt er auch dieses Jahr wider kräftig mit, wenn auch „nur“ mit einer neuen Single. „The More You Give (The More You'll Have)“ heißt sein zuckerweicher Song, der mit Glockengeläut und Handclaps zu einer flotten Schlittenfahrt einlädt.

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TARJA TURUNEN Das vielleicht ungewöhnlichste Album zur Weihnachtszeit stammt von Tarja Turunen. Die ausgebildete Sopranistin, die man auch als ehemalige Sängerin der Metal-Band Nightwish kennt, hat nur einen Titel im Programm - das „Ave Maria“, das aber in 12 Variationen.

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Metal und Klassik - das geht schon lange zusammen (Within Temptation, U.D.O., Apocalyptica), weshalb Turunens Album „Ave Maria - En Plein Air“, das schon im September erschien, nicht ganz so überraschend ist. Ungewöhnlich bleibt es gleichwohl.

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Aufgenommen wurde ihr Klassik-Solodebüt in der evangelisch-lutherischen Lakeuden Risti-Kirche in Seinäjoki, die von dem finnischen Architekten Alvar Aalto gestaltet wurde. Sie sieht ein bisschen wie eine Fabrikhalle aus, aber im Inneren wird es durch die „Ave Marias“ ganz feierlich.

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Seelenvoll, ergreifend, getragen und zuweilen erhaben - mit Kompositionen von Camille Saint-Saëns, Astor Piazolla, Charles-Marie Widor und natürlich Bach/Gounod ist Tarja Turunen zum Klang von Orgel, Harfe und Cello ein ewig währendes Gebet gelungen. Nahtlos reiht sich da auch ihre eigene Kompostion ein.

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Mit einer Auswahl ihrer „Ave Maria“-Lieder geht die Finnin im Dezember auch auf Tournee und verfeinert ihre Auftritte mit einigen Weihnachtsklassikern. Zu sehen ist sie in Berlin (10.12.), Bochum (11.12.), Bielefeld (12.12.), Mageburg (14.12.) und Mainz (15.12.).

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PENTATONIX haben momentan ordentlich Rückenwind. Mit ihrem aktuellen Album gelang der A-capella-Formation der Sprung auf Platz eins der US-Charts. Und das ausschließlich mit Eigenkompostionen, nachdem das Quintett zuvor mit seiner Bearbeitung von Pop-Klassikern für Furore sorgte.

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Im Weihnachtsgeschäft ist die Truppe aus Arlington, Texas ziemlich bewandert. Man kann nicht nur auf „PTXmas“ zurückgreifen, sondern auch auf das im letzten Jahr erschienene „That's Christmas To Me“, das in einer Deluxe Edition neu aufgelegt wurde.

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Mit einer aufregenden Mischung aus Reggae, Dubstep, Hip-Hop, Soul, Pop und R&B stimmen Pentatonix smart und groovy auf das Fest ein. Dabei gelingt es ihnen auf wundersame Weise „Winter Winderland“ ganz harmonisch mit „Don't Worry Be Happy“ zu kreuzen. Besonders schön und berührend - und ganz klassisch - ist den Stimmakrobaten die Version von „Silent Night“ gelungen.

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XAVIER NAIDOO & CO Er kommt aus den Schlagzeilen nicht heraus: Erst das ESC-Debakel, dann der neue Song „Nie mehr Krieg“, den Xavier Naidoo mit den Söhnen Mannheims aufgenommen hat - und der wegen einiger kryptischer Passagen und provokanter Zeilen wiederum für Wirbel sorgt. Unverfänglicher sind da Weihnachtslieder...

Mit seinen musikalischen Freunden Andreas Bourani, Yvonne Catterfeld, Christina Stürmer, den Prinzen Sebastian Krumbiegel und Tobias Künzel, Pur-Sänger Hartmut Engler sowie Daniel Wirtz stimmt Naidoo mit „Sing meinen Song - Das Weihnachtskonzert Vol. 2“ auf das Fest ein.

Getragen bis rockig, klassisch bis traditionell - die bunt zusammengewürfelte Truppe spannt den Bogen musikalisch sehr weit, springt von Slade zu Felix Mendelssohn Bartholdy, von „Little Drummer Boy zu „Let It Snow, Let It Snow“, von den Pogues zu Irving Berlin - wie es sich für ein Tauschkonzert gehört. Und wofür hat sich Xavier Naidoo entschieden? Für „The Power Of Love“ von Frankie Goes To Hollywood.

Die Bilder zur Musik gibt es dann am 15. Dezember bei Vox zu sehen. Ein Sprecher des Senders kündigte an: „Beim gemeinsamen Singen und Schrottwichteln unter dem Weihnachtsbaum sprechen die Künstler auch über ihre ganz persönlichen Weihnachtserlebnisse.“

Auch TRAIN springen auf den pickepackevollen Weihnachtszug auf und feiern „Christmas in Tahoe“ - gefühlvoll mit kleinen Rock-Ausflügen. Der gezielt Einsatz von Streichern und Bläsern federt den Sound butterweich ab.

Ganz stilsicher hat die Pop-Band zeitgenössische Xmas-Songs von Donny Hathaway („This Christmas“), Stevie Wonder („What Christmas Mean's To Me“), Slade („Merry Christmas Everybody“), Pretenders (2000 Miles“ ) oder John Lennon („Happy Xmas (War Is Over)“ ausgewählt und lässt schön den Schnee rieseln; mal stärker, mal softer. Dabei haben sich Train bemüht, ziemlich genau wie die Originale zu klingen.

Neben ehrwürdigen Klassikern - ganz ohne geht es auch bei Train nicht - wie „O Holy Night“ oder den traditionellen Hawaii-Weihnachtssong „Mele Kalikimaka“, der auch schon von Bing Crosby oder Bette Midler aufgenommen wurde, hat die US-Band auch einige wohlfeile Eigenkompositionen draufgepackt.

Pure Glückseligkeit verheißt da „Shake Up Christmas“, wo sich Kinder Glück für die ganze Welt wünschen - und Santa Claus erhört die Gebete der Kleinen. Ist das kitschig? Das ist kitschig - aber hey, es ist Weihnachten und da ist ein bisschen Rührseligkeit nie verkehrt. Einfach eine Fahrkarte lösen, einsteigen und mit Train ins Weihnachtsland fahren.

Wer HANS SCHEIBNER auch nur ein bisschen kennt, kann sich vorstellen, dass er auf seinem Album „Weihnachten ist schön“ keineswegs besinnlich-frohlockende Traditionals erklingen lässt. Vielmehr lässt der Hamburger Kabarettist und Liedermacher mit 14 eigenen Weihnachtsliedern von sich hören, die seine jetzt wieder aufgenommene „Wer nimmt Oma?“-Tournee begleiten.

Der 79-Jährige ist und bleibt ein Geschichtenerzähler mit Witz - nicht nur auf der Bühne, sondern auch in den Songs, und er legt nicht selten den Finger auf Wunden. Lebkuchenherzen und Tannenbäume sind weniger seine Sache als doch eher der große Familienkrach im Schein elektrischer Kerzen, ein abservierter Nikolaus oder Heiligabend auf der Reeperbahn.

TOM GAEBEL Entspannte Weihnachten verspricht das Album „A Swinging Christmas“ von Tom Gaebel, der von seinen Fans gerne „Dr. Swing“ genannt wird. Weihnachten ist die Zeit des Jazz-Sängers mit Faible für große Orchester. 2010 hatte er schon mit „Easy Christmas“ auf das Fest der Liebe eingestimmt, im letzten Jahr versüßte er die Weihnachtszeit mit seiner Show „Christmas A Go Go“.

Auf „A Swinging Christmas“ mixt er Klassiker wie „Blue Christmas“ oder „Rudolph The Red Nosed Reindeer“ mit Eigenkompositionen, die sich nahtlos in den klassischen Kanon einbetten. Der Mann hat Stimme, der Mann hat ein Gespür für Komposition und verströmt dabei einfach gute Laune. Swing - das ist sein Ding.

SMOKE FAIRIES Wer sein Album „Wild Winter“ nennt, der hat mit Mistelzweig und Glühwein nichts am Hut. Auch wenn der erste Song von Katherine Blamire und Jessica Davies „Christmas Without A Kiss“ heißt - so spannt das Album den Bogen doch über die gesamte Winterszeit, zu der Smoke Fairies ein eher gespaltenes Verhältnis haben.

Manchmal, so sagen die beiden, würde der Winter ein verstärktes Gefühl der Liebe und des Zusammenhalts hervorrufen, aber häufig fühle man sich doch entfremdet, als würde man „ein Glockenspiel in einem dunklen Raum spielen“.

Nun, Glocken bekommt man auf „Wild Winter“ nicht zu hören, dafür aber ziemlich raue, dunkle und zuweilen sehr melancholische Songs („So Much Wine“), die an schmutzigen Schnee in einer sternenklaren Nacht erinnern. Das Album des Indie-Folk-Duos ist bereits im letzten Jahr in einer ziemlich limitierten Auflage erschienen, jetzt kommt es noch einmal ganz offiziell heraus. „Wild Winter“ - ein Album für die dunkle Jahreszeit zwischen Folk, Blues, Rock und Dream-Pop. Für alle Jahreszeiten.

BARBARA DENNERLEIN Sie ist die Lady mit der Hammondorgel und eine der wichtigsten Jazz-Musikerinnen weltweit. Ihre erste Orgel hat Barbara Dennerlein zu Weihnachten bekommen - da war sie gerade mal elf Jahre alt. Das verpflichtet natürlich: „Christmas Soul“ hat sie ihr Album genannt, dass wohl zu den stimmungsvollsten, entspanntesten und virtuosesten Winter-Beiträgen zählt.

Zu tanzenden Flöten, Saxophonen und Klarinetten lässt Barbara Dennerlein die Hammondorgel schweben und die Congas trippeln. Sie performt vornehmlich instrumental Klassiker wie „Let It Snow“, „Oh Tannenbaum“ oder „Silent Night“ und lässt damit auch Jazz-Fans nicht einsam unter dem Baum sitzen, die sich zudem auf die eher düstere Miles-Davis/Bob-Dorough-Nummer „Blue Christmas“ freuen dürfen.

Dabei nimmt sich Dennerlein alle Freiheiten und hievt so manchen Klassiker mit großer Spielfreude auf eine ganz neue Ebene. Und mit ihrer verschleppte Version von „White Christmas“ macht sie sogar diese olle Kamelle wieder hörbar. Drei Songs werden zudem von der großartigen Sängerin Zara McFarlane veredelt. Wer mit Barbara Dennerlein Weihnachten feiern möchte, kann das in Hamburg (7.12.) und Berlin (8.12.) tun.

ERDMÖBEL Das Fest der Liebe und Erdmöbel - das geht gut zusammen. Seit 2007 hat die Band jedes Jahr einen Weihnachtssong veröffentlicht und das Ganze gebündelt im letzten Jahr unter dem Titel „Geschenk“ veröffentlicht. Auch in diesem Jahr liegt wieder etwas auf dem Gabentisch: „Geschenk +3“ mit drei ganz neuen Titel.

Mit ins Boot haben sie sich diesmal den Schauspieler Ulrich Matthes („Der Untergang“) genommen. Kleine Textprobe voll dadaistischer Absurditäten und ironischer Poesie: „Kein Hund bellt weg das Christkind, Schwesterherz du bist dämlich.“

Weihnachten kann man mit Erdmöbel auch live feiern. Mit ihrer Christkindl-Show ist die schräge Truppe bis zum 20. Dezember unterwegs - Feenstaub, Feenstaub bis Darmstadt.

CELTIC WOMAN Grüne Wälder, dunkle See, Prinzessinnen auf weißen Pferden und murmelnde Druiden - das ist die Welt von Celtic Woman, die mit Geige, Harfe, Dudelsack und feengleichem Gesang eine versponnene Keltenwelt beschwören.

„Destiny“ heißt das neue Album der vier irischen Sängerinnen, die Harmonie mit schönen Melodien verbinden und einen samtenen musikalischen Teppich ausbreiten. Als Gaststar haben sie sich für das Lied „Tír na nÓg“ diesmal Ethno-Pop-Sängerin Senta-Sofia Delliponti alias Oonagh eingeladen.

Ihren Weihnachtsbeitrag haben die irischen Feen diesmal als Bonus Tracks angehängt. Bei „O Tannenbaum“ tauschen sie den Keltenwald gegen schwere deutsche Eiche ein und „Silent Night“ führt mit Glockengeläut und erhabenem Engelschor direkt in Bethlehems Stall. Am 24. Dezember feiern Celtic Woman im ZDF „Heiligabend mit Carmen Nebel“.

SALTATIO MORTIS haben die Laute ausgepackt, um ganz leise zu sein. Die acht Bänkelsänger aus Süddeutschland haben ihr Nummer-Eins-Album „Zirkus Zeitgeist“ mit akustischen Instrumente noch einmal neu eingespielt und kehren damit zu ihren Mittelalter-Anfängen zurück, als sie noch durch die Straßen zogen und nicht die großen Bühnen bevölkerten.

Mit ihrem konsumkritischen „Willkommen in der Weihnachtszeit“ blickten Saltatio Mortis im September schon mal auf das „Fest der Liebe“ voraus. Diesen Blick haben sie auf einer Bonus-CD vertieft - und sich dabei wieder in die Verstärker eingestöpselt. Geschenke gibt es nicht für jeden: „Morgen, Kinder, wird's nichts geben“ heißt eine ihrer Attacken, die die „Stille Nacht“ in ein lautes Inferno verwandeln.

Eine besinnliche Weihnachtszeit sucht man Saltatio Mortis vergeblich: Hübsch auch die Idee der schrägen Blockflöten in „Alle Jahre wieder“, die an ungelenke Versuche armer Kinder unter dem Weihnachtsbaum erinnern: „Alle Jahre wieder kommt das Weihnachtsfest. Plötzlich unerwartet und gibt mir den Rest.“ Und so singen sie munter von Hektik, Stress und Streit. Fast versöhnlich wirkt da die Coverversion des Wham!-Klassikers „Last Christmas“, die Saltatio Mortis zu einem Highspeed-Rock-Monster aufblasen.

SHARON JONES & THE DAP-KINGS bringen mit ihrer explosiven Funk- und Soul-Mischung den Baum zum Brennen. Was Sharon Jones, nach überstandener Krebserkrankung wieder fit, mit den Dap-Kings auf „It's A Holiday Soul Party“ veranstaltet, ist energiegeladene Tanzmusik voller Lebensfreude, die in die Beine geht.

Hier wird der kleine Trommler zum „Funky Little Drummer Boy“ und „White Christmas“ verwandelt die Retro-Funk- und Soul-Truppe in eine flotte Rock'n'Roll-Nummer, die den Schnee zum Schmelzen bringt. Diese Frau hat Feuer.

Seelenvolle Verschnaufpausen? Keine Problem: Das Traditional „Silent Night“ wird mit swingenden Bläsersätzen zu einer bluesigen Ballade, die dem einsamen Trinker in einer Kaschemme ein bisschen Trost zu spenden vermag. Und wer um seine gescheiterte Beziehung trauert, der sollte sich „Please Come Home For Christmas“ anhören, das auch schon von den Eagles und Bon Jovi gecovert wurde. Aber alle Kümmernisse werden schließlich in „God Rest Ye Merry Gents“ einfach weggeblasen.