„Red Barked Tree“ heißt das aktuelle Album von Colin Newman, Graham Lewis und Robert Grey, das sie bei vier Konzerten in Deutschland live vorstellen wollen. Mit der Beschreibung von Wire als „Art Band“ kann Colin Newman heute gut leben, viel lieber wäre ihm aber auch einfach die Verkürzung auf „Art“, wie er vor einiger Zeit in einem Interview mit „QRD“ bekannte.

Und sie sind und waren wirklich „Art“ - selbst ein so „aufgeklärtes Publikum“ wie die Fans der Art-Rock-Band Roxy Music, in deren Vorprogramm Wire 1979 spielten, wussten nichts rechtes mit dieser ungestümen, dunklen, aber immer melodiösen und mitreißenden Band anzufangen, die aus der Punk-Bewegung erwuchs, mit „12 XU“ eine DER „Hymnen“ schrieb und doch immer im Schatten blieb. Experimentelle Solo-Projekte und verschroben Live-Auftritte - wie auf der „Electric Ballroom LP“ (1981) dokumentiert - sind nichts für den Mainstream.

Schnee von gestern: „Ich blicke ziemlich unsentimental auf meine Vergangenheit und meinen Ruf“, meint Colin Newman. „Für mich zählt nur das, was ich heute tue.“ Und das heißt momentan „Red Barked Tree“. Schön auch, dass man bei Wire nie sicher sein, was man bekommt, denn die Briten lassen sich nicht festlegen - auch heute nicht.

Auf „Red Barked Tree“ erlauben sich die Indie-Ikonen durchaus auch einen Blick zurück auf die Anfänge, zaubern aufregende Melodien aus dem Hut, präsentieren nervösen Pop und Indie-Rock. Auch wenn Newman, Lewis und Grey so langsam auf die Sechzig zugehen, haben sie noch immer die Fähigkeit, einen Haufen britischer Jungspunde und ihre angesagten Indie-Bands in die Schranken zu weisen.

Auch wenn „Red Barked Tree“ ein wunderbares Album geworden ist, bleibt das Meisterwerk von Wire natürlich „Chairs Missing“ (1978) - ein Album für die Ewigkeit, das beste Album aller Zeiten sowieso.

Tourdaten: 25.02.2011 ­ München, Atomic Café 26.02.2011 ­ Berlin, Postbahnhof 28.02.2011 ­ Köln, Luxor 01.03.2011 ­ Hamburg, Knust