„Wrong Crowd“: Tom Odell traut sich mehr zu

Berlin (dpa) - Erst der Höhenflug, dann eine längere Pause: Um den britischen Sänger Tom Odell (25) ist es in den vergangenen Jahren ruhig geworden.

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Nach dem Gewinn des Kritikerpreises bei den Brit Awards (2013) und seiner Top-Ten-Single „Another Love“ musste der Songwriter den plötzlichen Erfolg erstmal sackenlassen. Jetzt ist mit „Wrong Crowd“ sein zweites Album erschienen.

Der Brite wirkt nun reifer, der Sound erwachsener. „Ich war bei diesem Album selbstbewusster. Ich konnte mich musikalisch stärker antreiben. Es gibt einige Dinge, die ich mich auf meinem ersten Album nicht getraut hätte“, sagte Odell der Deutschen Presse-Agentur.

Geblieben ist die mal kräftige, mal fragile Stimme des Vollblutmusikers, die manche an Coldplay-Frontmann Chris Martin erinnert. Auch mit Musiklegende Elton John wird der Pianist Odell von einigen Kritikern verglichen. Er selbst sieht sich mehr als Songwriter denn als Sänger. Die Texte sind tief, zeugen von Lebenserfahrung.

Schon als Jugendlicher komponiert der blonde Brite im südenglischen Chichester seine eigenen Lieder, begleitet sich am Klavier. Später zieht er mit seinem Keyboard durch Pubs in Brighton und spielt bei sogenannten Open Mics. Dort darf jeder Gast auf die Bühne, der sich traut. „Es erfordert viel Mut, sich einem Publikum zu öffnen. Danach dachte ich: 'Ich kann jetzt überall spielen, vor jedem Publikum'.“

Im Frühjahr dieses Jahres zog Odell - der von Lily Allen entdeckt wurde - durch kleinere Clubs in den USA und Europa, um Songs des neuen Albums zu präsentieren. Einen Nachschlag soll es dann im Herbst geben - auch in Köln, Hamburg, Berlin und München. Mit dabei hitverdächtige Tracks wie „Here I Am“ und „Silhouette“. Der epische Up-Tempo-Song erinnert mit seinen Orchesterklängen zunächst an ein Musicalstück, geht dann aber in eine typische Britpop-Nummer über.

Der 25-Jährige mag es, mit Kontrasten zu spielen. Die elf neuen Songs wandeln zwischen Tristesse und Lebensfreude, kommen mal ungekünstelt, mal dramatisch daher. Auch Balladen sind wieder dabei, ähnlich seinem bislang größten Hit „Another Love“. Der wurde in Deutschland durch die Werbekampagne der Telekom bekannt und lief im Radio rauf und runter.

Den plötzlichen Ruhm, der über ihn hereinbrach, musste der Brite erstmal verdauen. Die neue Platte handelt von einem Mann, der sich gefühlt an einem falschen und dunklen Ort befindet und sich nach Natur und Freiheit sehnt. Zwar eine fiktionale und überspitzte Geschichte, wie der Sänger betont. Aber die Gefühle habe er selbst erlebt. Bleibt zu hoffen, dass Odell nach seinem zweiten Album seinen Platz in der Musikwelt findet. Ein Zurück in die kleinen Pubs der britischen Küstenstadt Brighton wird es jedenfalls so schnell nicht geben.

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