Romy-Schneider-Drama Favorit für die Lola
Morgen Abend wird in Berlin der 68. Deutsche Filmpreis verliehen. Preisgelder in Höhe von drei Millionen Euro stehen zur Verfügung.
Berlin. Die verzweifelte Romy Schneider und die Witwe eines NSU-Opfers. Der Kriegsverbrecher Willi Herold und eine ganze DDR-Schulklasse. Die Favoriten beim 68. Deutschen Filmpreis holen sowohl deutsche Vergangenheit als auch Gegenwart auf die Kinoleinwand. Mit gleich zehn Nominierungen ist das Drama „3 Tage in Quiberon“ mit Marie Bäumer in der Rolle der Romy Schneider der große Favorit. Chancen auf die begehrte Lola haben morgen Abend in Berlin aber auch Fatih Akins bereits mit dem Golden Globe ausgezeichneter NSU-Film „Aus dem Nichts“ und das DDR-Drama „Das schweigende Klassenzimmer“ von Lars Kraume.
Ebenfalls für den Hauptpreis nominiert: die Liebesgeschichte „In den Gängen“ von Thomas Stuber, das auf Tatsachen beruhende Kriegsverbrecherdrama „Der Hauptmann“ von Robert Schwentke und das Bauarbeiter-Epos „Western“ von Valeska Grisebach.
Die Lola gilt in der Filmbranche quasi als deutscher Oscar. Anders als das undotierte amerikanische Vorbild sind die Lola-Trophäen jedoch mit stattlichen Preisgeldern von insgesamt knapp drei Millionen Euro dotiert. Über die Lola-Gewinner entscheiden die rund 1900 Mitglieder der Deutschen Filmakademie. Das Erste strahlt die von Schauspieler Edin Hasanovic („Brüder“, „Nur Gott kann mich richten“) moderierte Gala aus dem Berliner Palais am Funkturm ab 22 Uhr aus.
Der Favoritenfilm „3 Tage in Quiberon“ erzählt auf der Grundlage des berühmten „Stern“-Interviews von 1981 mit der späten Romy Schneider von einer Leinwandlegende, die nach frühem Ruhm am Leben zerbricht. Das bei der Berlinale gefeierte, am Ende aber leer ausgegangene Schwarz-Weiß-Werk von Regisseurin Emily Atef wurde bei der Lola nicht nur in der Königskategorie Bester Spielfilm nominiert.
Hauptdarstellerin Marie Bäumer geht als beste Schauspielerin ins Rennen. Ihre Mitspieler Birgit Minichmayr, Robert Gwisdek und Charly Hübner haben Chancen auf die Nebendarsteller-Lola. Seit seinem Kinostart am 12. April haben den Romy-Film laut PR-Agentur rund 71 500 Kinogänger gesehen.
Das nimmt sich noch recht bescheiden aus neben einem bereits feststehenden Lola-Gewinner: Die undotierte Lola für den „besucherstärksten deutschen Film des Jahres“ geht an Autor und Regisseur Bora Dagtekin für die Komödie „Fack ju Göhte 3“ mit mehr als sechs Millionen Besuchern. Ebenfalls bereits bekannt ist der Ehrenpreisträger. Der 78-jährige Regisseur, Schauspieler und Autor Hark Bohm („Nordsee ist Mordsee“) wird für herausragende Verdienste um den deutschen Film ausgezeichnet.
Die Konkurrenz in der Kategorie Beste Hauptdarsteller ist dieses Mal besonders stark: Romy-Darstellerin Marie Bäumer tritt dort gegen Diane Krüger („Aus dem Nichts“) und Kim Riedle („Back for Good“) an. Als beste Schauspieler sind Andreas Lust („Casting“), Oliver Masucci („Herrliche Zeiten“) und Franz Rogowski („In den Gängen“) nominiert.
In der Sparte Kinderfilm konkurrieren die Romanverfilmung „Die kleine Hexe“ von Michael Schaerer und das Coming-of-Age-Drama „Amelie rennt“ von Tobias Wiemann. Bei den Dokumentarfilmen haben die Akademiemitglieder die Wahl zwischen der Künstlerbiografie „Beuys“ von Andres Veiel, „Taste of Cement“ des in Berlin lebenden syrischen Regisseurs Ziad Kalthoum und „Das Kongo Tribunal“ des Schweizer Film- und Theatermachers Milo Rau.