„Thor: Tag der Entscheidung“ ist Action mit Spaßfaktor

Der Donnergott verliert seinen Hammer und eine ultraböse Todesgöttin macht ihm schwer zu schaffen. Der dritte Teil der Fantasy-Saga kommt erstaunlich selbstironisch daher.

Foto: Marvel Studios/Disney

Das Marvel-Universum scheint unerschöpflich zu sein. Immer neue Comic-Helden erobern in kürzester Zeit die Leinwände, und vom pfeilschnellen „Spider-Man“ über den bulligen „Hulk“ bis zu den „X-Men“ und dem winzigen „Ant-Man“ entpuppen sich die meisten Marvel-Filme als veritable Blockbuster. Wann folgt der Marvel-Überdruss?

Mit „Thor: Tag der Entscheidung“ legen die Disney-Studios den dritten Teil der bislang höchst erfolgreichen nordischen Götter-Saga vor. Die beiden ersten Filme spielten weltweit über eine Milliarde Dollar ein, insgesamt sind sieben Filme geplant. Bislang jedenfalls scheinen die Zuschauer den oft schrägen Außenseiter-Figuren aus dem Marvel-Reich die Treue zu halten.

Der neue „Thor“-Film kann nach dem eher düsteren Vorgänger „Thor — The Dark World“ von 2013 mit Humor, Selbstironie und einem erstaunlichen Starensemble punkten.

Der 1977 geborene neuseeländische Regisseur Taika Waititi, der 2014 mit seiner Vampirgroteske „5 Zimmer Küche Sarg“ für Aufsehen sorgte, hat die Götter-Saga mit Muskelpaket Chris Hemsworth in der Titelrolle von unnötigem Ballast und Tiefgang befreit und konzentriert sich ganz auf die Schauwerte und Skurrilitäten. Nordische Mythologie trifft auf Pop-Art in einem spielerischen Actionfilm mit psychedelischem Anstrich.

Und Led Zeppelin liefern mit ihrem kreischenden Hardrock-Klassiker „Immigrant Song“ von 1970 die Hymne für diese Achterbahnfahrt, die durchaus in Richtung Retro abdriftet.

Wir erleben den einäugigen Odin und seine Familie als ziemlich durchgeknallte, heillos zerstrittene Sippe, die sich aufs Schönste beharkt und beargwöhnt. Anthony Hopkins verkörpert den Göttervater Odin extrem lässig, ein Alt-Hippie mit Zöpfchen und in zerknittertem Anzug, der über das Leben philosophiert und längst schon keine Lust mehr hat auf seine nervigen Nachkommen.

Kein Wunder, sein Adoptivsohn Loki (Tom Hiddleston) ist immer noch der pomadige Intrigant, der nichts geregelt gekommt, sich aber für einen tollen Hecht hält. Da ist Odins Tochter Hela als Fürstin der Finsternis schon ein anderes Kaliber. Cate Blanchett bringt zum ersten Mal reichlich Frauenpower in die von Männern dominierte „Thor“-Saga. Auch Neuzugang Tessa Thompson als ebenso trinkfeste wie kampferprobte Valkyrie ist ein echter Lichtblick.

Und was stellt ein Donnergott an, wenn er seinen Hammer verliert? Der athletische Chris Hemsworth — diesmal ohne Wikingerperücke — kämpft sich unverzagt durch den simplen Plot und hat auch die meisten Sprüche auf Lager.

Witziger ist allerdings Mark Ruffalo als neurotischer Bruce Banner, der sich immer wieder in das grüne Ungetüm Hulk verwandelt: Ein Typ wie aus einem Woody-Allen-Film. Wenn er Angst bekommt, färben sich seine Schläfen grün. Und Jeff Goldblum schließlich darf als sadistischer Diktator Grandmaster so richtig gemein sein.

So bietet „Thor: Tag der Entscheidung“ zwei atemlose Stunden lang Popcornkino auf erfreulich ironischem Niveau: keineswegs ein Meilenstein des Genres, aber sehr passable Unterhaltung.

Wertung: n n n n n