VELBERT Liebe und Vergeltung in Baden-Baden
VELBERT · (Red). Es ist ein schmaler Band, gerade mal 276 Seiten, aber die haben es in sich: Zumindest konstruiert der Velberter Autor Wim Martin einen Plot, auf den man so erst einmal kommen muss – und der reichlich Spannung liefert.
Natürlich geht es in einem Buch, das den Titel „Pandemie“ auf dem Cover stehen hat, auch um Covid-19. So gehört die Pandemie ganz selbstverständlich zum Alltag: Wim Martin lässt seinen dritten Roman im Jahr 2020 in der Kurstadt Baden-Baden spielen, Nebenschauplatz ist Köln. In beiden Städten kennt sich der Autor bestens aus. Im Detail bleibt er unerbittlich genau: Kurhaus, Casino, Restaurants – seit Jahrzehnten urlaubt der Velberter (Jahrgang 1952) in der Stadt im Schwarzwald.
Dem studierten Literaturwissenschaftler, der lange Jahre erfolgreich als Fotomodell arbeitete, ist ein handwerklich eindrucksvoller Krimi gelungen. Martin greift dramaturgisch gern in die Vollen und erzählt temporeich und pointiert eine düstere Geschichte, die fast schon an ein Thriller-Melodram erinnert. Es geht um das eng verflochtene Schicksal zweier Männer und Frauen: Leo ist perfekt durchorganisiert. Als seine Frau Emilia jedoch erfährt, dass er gleichzeitig auch mit Yvonne verheiratet ist, wird aus seinem Leben ein böser Albtraum. Emilia legt ihn in Ketten und hält ihn fünf Jahre im Bunker unter ihrer noblen Villa in Baden-Baden gefangen. Als Komplize fungiert Emilias Geliebter Fabian, der als Arzt ein falsches Gutachten für den ungeliebten Konkurrenten ausstellt, um sein Verschwinden zu erklären. Zufällig stößt Yvonne, die wiederum glaubt, dass ihr Mann Leo verschollen ist, auf einen verdächtigen Hinweis. Sie fährt von Köln nach Baden-Baden und begegnet dort Emilia. Und auch Fabian macht eine Entdeckung, die den voyeuristischen Blick des Lesers clever kitzelt. Wie schon in seinen ersten Romanen „Das schlagende Herz“ und „Babylon Cam“ wartet Martin zum Vergnügen des Lesers mit einem völlig überraschenden Ende auf.
Wim Martin: „Die Pandemie“,
276 Seiten, Hummelshain Verlag, 13,80 Euro