Wird umstrittene Tannhäuser-Inszenierung entschärft?

Der Intendant der Rheinoper reagiert auf die anhaltende Kritik und schließt auch Änderungen am Stück nicht mehr aus.

Düsseldorf. Nach den heftigen Reaktionen auf die Tannhäuser-Inszenierung schließt der Intendant der Düsseldorfer Oper, Christoph Meyer, Änderungen am künstlerischen Konzept nicht mehr aus. Zuschauer hatten das Opernhaus bei der Premiere am Samstag entsetzt verlassen, während der Vorstellung kam es zu Tumulten.

Auch die Jüdische Gemeinde schaltete sich ein, nahm sogar Wagners Musik in Schutz, die ja „nichts mit dem Holocaust zu tun habe“, und befand: Eine solche Inszenierung gehört nicht auf die Bühne.

„Bisher hatte ich noch keine Gelegenheit mit Regisseur Burkhard Kosminski in Ruhe zu sprechen“, sagte Meyer am Dienstag unserer Zeitung. Am Abend wolle man miteinander telefonieren. „Wenn eine Inszenierung Menschen derart verstört, darf ich das nicht zulassen“, sagte Meyer. „Das ist meine Pflicht.“ Diese Haltung müsse er notfalls über die Unantastbarkeit der künstlerischen Freiheit setzen. Zu konkreten Änderungen wollte Meyer sich nicht äußern. Er sagte nur so viel: „Man kann über bestimmte Sachen nachdenken.“

Welche starke Reaktionen Wagner auslösen kann, hat Bernd Weikl oft erlebt. Der Bariton wurde durch seine Rollen in Wagner Inszenierungen berühmt und hat sich intensiv mit der Vita des Komponisten beschäftigt. Heutige Theater- und Opernregisseure würden sich zu viel herausnehmen.

„Deren künstlerische, staatlich hoch subventionierte Freiheit scheint keine Grenzen zu kennen“, findet der Star-Bariton, der mit vielen großen Regisseuren des 20. Jahrhunderts zusammengearbeitet hat. Die Praxis in den Künsten sei ein Spiegel der Gesellschaft. „Hakenkreuze, Hitler-Renaissance in allen Medien. Zur Freude der Holocaustüberlebenden und deren Nachkommen? Oder zur Freude der Rechtsradikalen? Darüber sollten Kulturpolitiker einmal nachdenken.“

Weikl hat wenig Verständnis für Kosminskis Inszenierung. „Grandiose Idee!“, sagt er mit einiger Ironie. „Das steht zwar nicht in der Partitur, aus der heraus man eine Oper inszenieren sollte, aber dafür können wir ja endlich die Geschichte der grässlichen deutschen Vergangenheit neu schreiben“, so Weikls weiterer sarkastischer Kommentar.