Amokläufe: Kriminelle kommen zu leicht an Waffen
Gegen Amokläufe kann ein schärferes Gesetz helfen.
Wut, Hass und Rachegelüste sind schlechte Ratgeber. Aber beim Anblick der Bilder aus Aurora, beim Gedanken an die Amokläufe von Utøya, Erfurt und Winnenden will die Seele nur noch Vergeltung. Wer unschuldige Menschen kaltblütig ermordet, verdient weder Verständnis noch Mitleid. Der Schritt zur Lynchjustiz ist in diesen Tagen in den USA sicher so klein, wie er es nach Winnenden in Deutschland war.
Aus diesem Grund ist es gut, dass in zivilisierten Gesellschaften ein unabhängiger Richter Recht spricht und nicht der schockierte, von grauenvollen Bildern überwältigte Beobachter.
Aber sowohl das Gericht als auch die Gesellschaft beschäftigt die Grundfrage: Warum hat der Täter das getan? Wie ist es möglich, dass ein menschliches Wesen so unbarmherzig auf Wehrlose schießt? Alle Erklärungsversuche für Amokläufe sind gescheitert. Denn auch noch so blutrünstige Computerspiele machen aus dem Menschen am Joystick nicht zwangsläufig einen Mörder. Und nicht jeder, der in einem Schützenverein ist, wird dadurch zum potenziellen Serienmörder.
Es gibt vom Einzelgängertum abgesehen kein Muster, das auf alle Amokläufer passt. Der Mörder von Utøya ist mit dem Täter von Aurora nicht zu vergleichen, und auch der Fall Winnenden trägt ganz andere Merkmale.
Das bedeutet, dass Bluttaten nicht vorhersehbar sind. Vollständigen Schutz kann es deshalb davor auch nicht geben. Aber in allen Rechtsstaaten müssen die Regierungen so gut wie möglich für die Sicherheit ihrer Bürger sorgen. Wenn also schon der Täter nicht rechtzeitig zu identifizieren ist, dann darf er wenigstens nicht an Schusswaffen kommen. Im Waffenrecht sind Norwegen und Deutschland den USA zwar weit voraus. Aber selbst, wo es nicht an jeder Ecke Pistolen, Gewehre und Munition zu kaufen gibt, kommen Kriminelle immer noch viel zu leicht an gefährliche Waffen.
Also sind Regeln notwendig. Die einfachste ist, Besitz von Waffen nur noch jenen zu erlauben, für die sie von Berufs wegen notwendig sind. Alle anderen müssen sie sich für jede einzelne Gelegenheit bei offiziellen Stellen leihen. Das ist zwar bürokratischer Aufwand, aber wenn er Bilder wie die aus Aurora, Utøya, Erfurt oder Winnenden verhindert, macht er sich sofort bezahlt.