Attacken auf Asylbewerber nehmen zu
Der Brandanschlag von Tröglitz ist kein Einzelfall
Das ist schon merkwürdig. Erst tritt vor wenigen Wochen der Bürgermeister von Tröglitz aus Angst vor rechter Gewalt zurück. Dann geht das im Ort geplante Flüchtlingsheim zum Teil in Flammen auf — und nun erhält der Landrat Morddrohungen. Da muss die Frage erlaubt sein, wann die zuständigen Behörden eigentlich aus ihrem Osterschlaf erwachen wollen. Denn bisher scheint man in Sachsen-Anhalt lieber auf die Ereignisse zu reagieren als vorbeugend zu agieren.
Tröglitz steht jetzt aber nicht nur für die hässliche Seite dessen, was Menschen widerfahren kann, die sich in Deutschland derzeit beherzt für Flüchtlinge einsetzen. Dass viele Bewohner des Ortes sich zugleich gegen die braune Hetze stemmen, verlangt einem durchaus Respekt ab. Das ist der Mut, der benötigt wird gegen Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit. Sich zu solidarisieren und dies auch konkret zu zeigen, ist weitaus wichtiger und effektiver, als es die politischen Plattitüden sind, die man derzeit wieder reichlich hören kann.
Der Kampf gegen Rechts muss verstärkt werden. Dazu rufen nun also alle Politiker auf. Wenn aber diejenigen, die sich engagieren, immer wieder neu um staatliche Finanzhilfen kämpfen müssen, dann klingen solche Forderungen wie Hohn. Die Politik hat es versäumt, auf die Probleme durch die wachsende Zahl von Flüchtlingen zu reagieren. Das ist Fakt. Aufklärung baut jedoch Vorurteile ab.
Zusätzliche finanzielle Hilfen hat die Regierung erst locker gemacht, als vielen Kommunen die Schwierigkeiten mit der Unterbringung und der Versorgung bereits über den Kopf gewachsen waren. Auch dadurch hat sich gegenüber Flüchtlingen eine negative Stimmung etabliert, die sich auf Demos wie von Pegida entlädt.
Deshalb ist Tröglitz auch kein Einzelfall. Die regierungsamtlichen Statistiken belegen: die Attacken gegen Asylbewerberheime oder Ausländer nehmen weiter zu. Aber die Politik nimmt sich des Themas immer nur in Wellen an, also dann, wenn wieder etwas Schlimmes passiert ist. Das ist plan- und konzeptionslos, das muss sich dringend ändern. Denn dadurch werden auch jene im Stich gelassen, die sich für Menschen einsetzen, die aus den Kriegsgebieten kommen und hier Schutz suchen.