Ein Erfolg mit Wermutstropfen

Tarifabschluss im öffentlichen Dienst erreicht

Die Ungewissheit hat ein Ende. Eltern müssen nicht mehr fürchten, dass sie mit ihrem Nachwuchs vor geschlossenen Kitas stehen. Und auch Behördengänge lassen sich wieder besser planen. Nach einer längeren Warnstreikwelle gibt es endlich einen Tarifabschluss im öffentlichen Dienst der Länder. Und der kann sich zweifellos sehen lassen.

Insgesamt 4,4 Prozent mehr Gehalt in zwei Stufen, aber praktisch innerhalb eines Zeitraums von zwölf Monaten — das ist gar nicht so weit von den Ursprungsforderungen entfernt und damit durchaus ein Erfolg für Verdi & Co. Zumal die Teuerung im Land gegen Null tendiert, die Lohnzuwächse vor allem in den unteren Besoldungsgruppen also nicht gleich wieder von der Inflation aufgefressen werden, wie das früher häufig der Fall war.

Dass die Beschäftigten gleichzeitig auch mehr für ihre betriebliche Altersversorgung zahlen müssen, tut dem positiven Verhandlungsergebnis keinen Abbruch. Denn diese sicher unpopuläre Maßnahme ist eigentlich nur die logische Konsequenz des niedrigen Zinsniveaus und einer steigenden Lebenserwartung.

Ein Wermutstropfen allerdings bleibt. Die Lehrergewerkschaft GEW ist ausgeschert, weil sie keine Lohnangleichung zwischen angestellten und verbeamteten Pädagogen erzwingen konnte. Ein bisschen erinnert das an den Tarifkonflikt bei der Bahn. Dort kochte die Eisenbahnergewerkschaft GDL lange Zeit ihr eigenes Süppchen und lieferte sich einen erbitterten Machtkampf mit der Verkehrsgewerkschaft EVG.

Im öffentlichen Dienst liegen die Dinge jedoch etwas anders. Tatsächlich ist einem angestellten Lehrer kaum zu vermitteln, dass er trotz gleicher Arbeit und Qualifikation bis zu 18 Prozent weniger verdient als sein beamteter Kollege.

Eine von den Arbeitgebern angebotene Zulage hätte zumindest ein Einstieg in eine schrittweise Lohnangleichung sein können. Doch das lehnte die GEW ab, derweil sich Verdi und der Beamtenbund nicht für die Lehrer ins Zeug legen wollten. Die gewerkschaftliche Solidarität untereinander ist eben auch nicht mehr das, was sie einmal war. Spätestens an dieser Stelle lässt der Bahnkonflikt dann doch grüßen.