Meinung Bundesligastart: Fußball auf schmalem Grat

Die Fußball-Bundesliga ist ein Hochglanzprodukt, dem sommerliche Diskussionen um irrwitzige Ablösesummen und Millionengehälter nichts anhaben können. Fast acht Millionen Fernsehzuschauer sahen das Eröffnungsspiel am Freitagabend in München, knapp 400 000 Fans strömten am ersten Spieltag in die neun Stadien.

Nur in Mainz und Berlin wurde die Aufnahme-Kapazität der Arenen deutlich verfehlt.

Alles bestens also, sieht man von den Kinderkrankheiten mit dem Videobeweis ab? Eher nicht. Zahlreiche Fans haben in mehreren Stadien gegen die Entwicklung im deutschen Fußball protestiert, nicht immer mit kinderstubenreiner Rhetorik, aber jedenfalls gewaltfrei. Ultras, die sich sonst wegen eines läppischen Fahnenklaus gegenseitig an die Gurgel gehen, kritisieren mit einer Stimme neue Anstoßzeiten, zerstückelte Spieltage, weite Reisen zur Auslandsvermarktung und teure Halbzeitshows.

Es ist ein verständlicher, in Teilen auch berechtigter Protest. Ab dieser Saison kassieren die Profivereine aus dem neuen Fernsehvertrag gewaltig ab: Statt 680 Millionen Euro jährlich sind es 1,16 Milliarden. Dafür gibt es nun mehr Spiele am Sonntag, erstmals auch fünf Partien am Montag. Besonders für Fans, die zu Auswärtsspielen reisen wollen, ist das keine Freude. Die Live-Rechte wurden auf mehrere Anbieter verteilt, was auch manche Gastwirte nervt. Interessen der Fans rücken in den Hintergrund, wenn bei der Vermarktung abkassiert werden kann. Man muss kein Ultra sein, um das Unbehagen darüber zu teilen.

Die Bundesliga boomt und bewegt sich zugleich auf einem schmalen Grat. Die Stimmung zwischen Fans und Funktionären ist so angespannt wie nie. Dass sich DFB-Chef Reinhard Grindel gegen Kollektivstrafen ausgesprochen hatte, lässt immerhin hoffen. Es gibt keine Alternative dazu, dass sich die Verantwortlichen auf die Fans zubewegen. Ohne deren — gewaltloses — Engagement würde der Fußball zu einer seelenlosen PR-Nummer verkommen.