Der ADAC hat sich verzichtbar gemacht
Der Rücktritt des Präsidenten rettet den Klub nicht.
Das soll’s nun gewesen sein? Der Präsident tritt zurück, und alles ist wieder gut beim ADAC? Nein, mitnichten. Dass Peter Meyer beim skandalumwitterten Automobilclub seinen Hut nimmt, ist nicht das Ende des Niedergangs. Es ist nur eine weitere Etappe auf diesem Weg.
Der Automobilclub geht am Stock. Er hat die Wahl zum Auto des Jahres manipuliert, hat nicht nur die Teilnehmerzahl geschönt, sondern auch noch die Reihenfolge geändert. Seine Chefs flogen privat mit den gelben Helikoptern durch die Republik. Aus diesen Gründen gab es für den Ersten Mann im Verein jetzt nur noch einen Weg: den des Abschiedes. Dazu mag beigetragen haben, dass niemand Meyer glaubte, von den obskuren Machenschaften seines Pressechefs und Magazin-Chefredakteurs nichts gewusst zu haben.
Der Präsident des Platzhirsches unter den Automobilclubs in Europa verhielt sich in der Krisenzeit, wie dessen Mitglieder es sonst nur von Politikern kennen, die sich Rücktrittsforderungen gegenübergestellt sehen. Er wiegelte ab, er lehnte ab, er lenkte ab. Und das von den Regionalfürsten mitgetragene Zehn-Punkte-Programm war letztlich auch nicht mehr als ein Pflästerchen auf die Wunden der Enttäuschten. Von Transparenz ist da die Rede, von doppelten Qualitätskontrollen für Tests. Aber wer will dem ADAC nun überhaupt noch etwas glauben?
Wie Politikern, die allzu sehr an ihrem Stuhl kleben, ergeht es nun auch Peter Meyer. Er muss seinen Hut nehmen. Mit seinem Namen ist auf ewig die größte Krise des ADAC verbunden.
Mitleid muss deshalb nun niemand haben. In den fast 13 Jahren seiner Präsidentschaft hat Meyer den ADAC auf dessen Irrweg fortentwickelt. Aus dem Pannenhelferverein ist ein Autofahrer- und Industrielobbyist geworden, der sich mehr und mehr der Kontrolle durch seine fast 20 Millionen Mitglieder entzog. Der Klub und seine Mächtigen gefielen sich in der Rolle der unantastbaren Instanz zum Vorteil von allem, was motorisiert auf zwei und vier Gummirädern unterwegs ist.
Es fällt schwer zu glauben, dass der Klub jemals wieder werden kann, was er war: ein verlässlicher Begleiter auf allen Straßen. Schon leichter fällt es dagegen, sich ein Autofahrerleben ohne ADAC vorzustellen.