Der Iran ist wieder im Spiel
Autofahrer dürfen sich freuen. Betreiber von Ölheizungen auch. Der Preis für das schwarze Gold wird nicht nur niedrig bleiben, sondern noch weiter fallen. Mit dem Ende der Handelssanktionen gegen den Iran ist ein Land wieder im Spiel, das über gewaltige Vorräte an Öl und Gas verfügt.
Und über leicht zugängliche Quellen. Im Iran wird mit fossilen Brennstoffen auch dann noch Geld verdient, wenn andere Förderländer längst draufzahlen.
Dass der Streit um Teherans Atomprogramm mit diplomatischen Mitteln beendet wurde, löst vor allem bei der deutschen Industrie große Hoffnungen aus. Der Nachholbedarf des Landes, das ein Jahrzehnt vom Weltmarkt abgeschottet war, ist enorm. Den Firmen öffnet sich eine finanzstarke Ökonomie mit 80 Millionen Menschen. Es gilt, eine veraltete Infrastruktur wieder auf Trab zu bringen. So hofft Siemens auf einen Milliarden-Auftrag, um das Eisenbahnnetz zu erneuern. Vor vier Jahrzehnten war das damalige Persien eines der wichtigsten Exportländer der hiesigen Wirtschaft. An dieses goldene Zeitalter möchten die Konzerne gerne anknüpfen.
So rosig die ökonomische Perspektive auch sein mag, politisch birgt die Rückkehr des Iran auf die Weltbühne erhebliche Risiken. Insbesondere das Verhältnis zum Nachbarn Saudi-Arabien ist zum Zerreißen gespannt. Das Klima zwischen den beiden führenden Staaten im Nahen Osten hat sich gefährlich aufgeheizt, seit das sunnitische Saudi-Arabien Anfang Januar den schiitischen Geistlichen und Regimekritiker Nimr al-Nimr hingerichtet hat. Ein Krieg um Ölfördermengen scheint unausweichlich. Die Folge: Der Ölpreis fällt noch tiefer. Das treibt Länder wie Nigeria, Ecuador oder Venezuela in den Ruin. Ins Mark trifft das billige Öl aber auch Russland. Präsident Wladimir Putin geht das Geld aus. Seine Neigung zu außenpolitischen Ablenkungsmanövern nimmt dadurch zu. Mehr Sicherheit bringt das der Welt nicht.