Meinung Wirtschaftswachstum: Satt und selbstzufrieden

Die deutsche Wirtschaft floriert so gut wie seit vier Jahren nicht mehr. Ein Wachstum von 1,7 Prozent im vergangenen Jahr ist zwar nicht sonderlich üppig, aber eben doch paradiesisch im Vergleich zu vielen anderen Industrienationen dieser Welt.

Foto: k r o h n f o t o .de

Von den europäischen Sorgenkindern ganz zu schweigen.

Und doch gibt es keinen Grund, hierzulande in Euphorie zu verfallen. Dafür ist die Entwicklung längst nicht stabil genug. Billiges Öl, niedrige Zinsen und ein schwacher Euro haben das Bild durchaus beschönigt. Für alle drei Sonderfaktoren gibt es keine Ewigkeitsgarantie. Am chinesischen Konjunkturhimmel etwa ziehen dunkle Wolken auf. Auch die massiven Konflikte im Nahen Osten tragen zur Verunsicherung bei. All das ist Gift für eine Exportnation wie Deutschland.

Doch die Stimmung ist eine ganz andere: Die Nation zeigt sich eher satt und selbstzufrieden. Dabei verbirgt sich hinter der glänzenden Fassade zum Beispiel eine anhaltende Investitionsschwäche. Und wirtschaftspolitischer Reformeifer ist auch nicht unbedingt ein Etikett, das die Bundesregierung verdient hätte.

Neue Ideen? Vielleicht ein großer Steuerwurf? Fehlanzeige. Ist das Land wirklich gut für die digitale Zukunft gerüstet? Wohl kaum. Allein schon, wer in großen Städten ein kostenloses, öffentliches Wlan-Netz sucht, muss daran seine Zweifel haben. Denn er sucht noch viel zu oft vergebens danach.

Das sind nur ein paar wenige Aspekte, um die Herausforderungen zu umreißen. Die Flüchtlingskrise, so viel politische Kraft sie auch bindet, darf den Blick nicht dafür verstellen: Das Land hat ein Innovationsproblem. Wer ganz oben ist, der kann umso tiefer fallen. Das gilt auch für den Musterschüler Deutschland.