Meinung Der Papst und das Embargo

Ganz so herzlich wie auf Kuba dürfte der Empfang für den Heiligen Vater in den USA nicht ausfallen. Was am grundsätzlichen Unwillen der amerikanischen Öffentlichkeit liegt, sich allzu unbequeme oder gar belehrende Positionen zum Klimaschutz, zur Rüstungs-, Finanz- und Wirtschaftspolitik oder zum Foltergefängnis in der US-Exklave Guantánamo Bay von Fremden überhaupt anzuhören.

Foto: Judith Michaelis

Da macht man für den Papst gewiss keine Ausnahme, der die Themen in gleich 18 geplanten Reden und Predigten ansprechen könnte — und das wohl auch machen wird, wenn er seiner Linie treu bleibt, forsch für Schlagzeilen zu sorgen. Dabei haben sowohl die USA als auch der Klassenfeind auf der Karibikinsel Franziskus einiges zu verdanken. Die Entspannungspolitik zwischen den beiden Staaten, die Ende des vorigen Jahres mit einem Telefongespräch zwischen Barack Obama und Raúl Castro einen ersten und mit dem Händedruck der beiden im April einen zweiten medialen Höhepunkt fand, hätte es ohne den Papst, der im Hintergrund wohl die Strippen gezogen hat, nicht gegeben.

Wenn nach diesem zweifellos historischen Schritt nun Stillstand folgen würde, wäre allerdings wenig gewonnen. Entscheidend für das künftige Verhältnis dürfte sein, ob die USA ihr Handelsembargo, das trotz der jüngsten Annäherung immer noch in Kraft ist, und den Inselstaat gut 50 Jahre politisch und wirtschaftlich isoliert hat, aufgeben werden. Abzusehen ist das, Franziskus könnte diesen Prozess unter Umständen beschleunigen. Wohl wissend, dass sich darüber vor allem die sonst von ihm harsch kritisierte Wirtschaft freuen würde, die jetzt schon auf lukrative Aufträge schielt.