Meinung Der Video-Schiedsrichter ist bald Fußball-Normalität
Es ist das vielleicht spannendste Projekt der neuen Fußball-Saison: Der Video-Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga. Mit einem durchaus ungewöhnlichen Ansatz: Der Chef im Ring über ein Fußballspiel der Eliteliga und über ein ganzes Stadion sitzt in einem kleinen Raum in einem Kölner Medienzentrum und entscheidet anhand der ihm zugelieferten TV-Bilder.
Das klingt kurios. Wie auch die Beschreibung des deutschen Profischiedsrichters Sascha Stegemann, er zeige künftig eben auch die Rote Karte im blinden Vertrauen auf den Video-Assistenten, wenn er selbst das Vergehen gar nicht gesehen habe. Der Schiedsrichter als ferngesteuerte Puppe in einem digitalen Zeitalter, durch den das alte Spiel womöglich seinen Charme verliert?
Nein. Wir prophezeien: In wenigen Wochen wird der Video-Schiedsrichter in Deutschland Normalität sein — und als gelungene Weiterentwicklung des Spiels bewertet werden. Was wurde einst die Rückpassregel, nach der ein Torwart den Ball nicht mehr in die Hand nehmen darf, zerredet. Kaum eingeführt, war sie fixer Bestandteil eines schnelleren Spiels, gelobt und nie mehr bestritten. Auch die Torlinientechnologie hat längst nachgewiesen, das Spiel nicht aufzuhalten, sondern gerechter und schneller zu machen. Kein langes Zaudern und Zetern mehr, eine visuelle Überprüfung — und weiter geht’s.
Es wäre stumpf und altmodisch, auf die progressiven Möglichkeiten der Technologie konservativ zu reagieren. In einem Spiel, mit dem hohe Millionensummen bewegt werden, darf der Mann in Schwarz (auch das hat sich geändert) nicht allein gelassen werden. Ihn wird es allemal erleichtern, dass vermeintliche Fehlentscheidungen nicht mehr spielentscheidend sein müssen.
Der Fan am TV-Bildschirm freut sich über ein unterhaltendes Element mehr — und wird bei aller angestrebten Perfektion von DFB und DFL noch immer ausreichend Diskussionsstoff für den Stammtisch haben. Wetten?