Meinung Erdogan und Putin: Brüchige Freundschaft
Vor gut acht Monaten war es vorbei mit den guten Beziehungen zwischen Moskau und Ankara. Präsident Wladimir Putin reagierte drastisch auf den Abschuss eines russischen Kampfjets durch die türkische Armee.
Für russische Touristen war es plötzlich nicht mehr möglich, ihren Urlaub an türkischen Mittelmeerständen zu verbringen. Ebenso rasch wurden die türkischen Lebensmittel aus russischen Supermärkten verbannt. Ein Desaster für Ankara. Präsident Recep Tayyip Erdogan konnte dieses Kräftemessen mit wirtschaftlichen Sanktionen nicht gewinnen und lenkte ein. Er schrieb einen Entschuldigungsbrief an die Familie des getöteten Piloten. Putin war sofort zur Versöhnung bereit.
Die Zeichen stehen jetzt also auf Freundschaft. Und beide Seiten profitieren davon. Die Russen können das Atomkraftwerk im türkischen Akkuyu weiterbauen. Konkret geplant wird zudem das Projekt Turkish Stream — eine Leitung, die russisches Erdgas über die Türkei nach Südosteuropa führen soll. Schwerer wiegt aus westlicher Sicht, dass die Bindung der Türkei an die USA und Europa zu brechen droht. Moskau wartet nur darauf, einen Keil zwischen die Türkei und den Westen treiben zu können. Da sich Ankara nach dem gescheiterten Putschversuch stramm Richtung Diktatur bewegt, scheint der Zeitpunkt dafür günstig wie selten. Vielleicht würden die Türken dann russische Waffen kaufen und die Nato verlassen. Eine gefährliche Perspektive.
Dass es tatsächlich so kommt, ist aber wenig wahrscheinlich. Was Putin und Erdogan jenseits gemeinsamer Interessen trennt, ist der Syrien-Konflikt. Erdogan dringt auf die Ablösung des syrischen Machthabers Baschar al-Assad, dessen wichtigster Unterstützer Putin ist. Nichts spricht dafür, dass beide Seiten von ihren gegensätzlichen Positionen abweichen könnten. Moskau hält zwar nicht um jeden Preis an Assad fest. Aber seinen Einfluss und seine Militärbasen in Syrien will Putin auf keinen Fall verlieren.