Meinung Ernteausfälle wegen Dürre - Landwirte werden zu Bittstellern
Der Raps ist staubtrocken und mancherorts müssen Tiere längst notgeschlachtet werden, weil es an Frischfutter fehlt. Das Dürre-Jahr 2018 ist für viele Landwirte in Deutschland zum Albtraum geworden. Ohne rasche Hilfe, so hat der Bauernverband gemahnt, dürften zahlreiche Höfe vor dem Ruin stehen.
Eine Milliarde Euro könnten hier für Abhilfe sorgen. Das klingt viel, ist aber wohl auch nicht ganz weltfremd, wenn man bedenkt, dass die Ernteausfälle bei Landwirten bis zu 50 Prozent und mehr erreichen. Besonders dramatisch ist die Lage übrigens für Öko-Bauern, schon, weil sie kein konventionelles Futter zukaufen können.
Die Bundesregierung indes sieht keinen Grund zur Eile und verweist zur Abschätzung der Schäden auf den Erntebericht, der erst Ende August erscheint. Warum eigentlich so spät, wenn die Not-Ernten doch beinah schon vor dem Abschluss stehen? Hier müssen die Agrar-Fachleute von Bund und Ländern Druck machen, die an diesem Dienstag zu einem Krisentreffen zusammenkommen. Eine aussagekräftige Bestandsaufnahme sollte frühzeitig möglich sein. Im Interesse der geschädigten Bauern wäre das allemal.
Und noch etwas stimmt politisch bedenklich: Seit vielen Jahren wird nun schon über eine sogenannte Risikoausgleichs-Rücklage diskutiert, durch die Bauern in guten Erntejahren mittels Steuernachlässen ein Finanzpolster für schlechte Zeiten bilden könnten. Die Agrarminister von Bund und Ländern machen sich unisono dafür stark. Doch das Bundesfinanzministerium mauert offenbar wegen der entstehenden Einnahmeausfälle. Dabei wäre eine solche Rücklage vernünftig. Geschädigte Landwirte müssten dann nämlich keine Bittsteller mehr sein — so wie in diesen Tagen des katastrophalen Erntejahres 2018.