Meinung Flüchtlingskriminalität - Erhebung als Chance
Wenn man sich die Motive der Braunschweiger Polizei anhört, ein Ermittlungsteam ausschließlich mit Kriminalitätsfällen von Asylbewerbern zu beschäftigen, dann klingen die ehrenhaft. Die Hoffnung liege darin, dass sie mit der Benennung der tatsächlich bestehenden Probleme dazu beitragen können, die falschen Gerüchte von den Tatsachen zu trennen und unberechtigte Sorgen abzubauen.
Soll heißen: Man will den existierenden Vorurteilen, die in sozialen Medien rasende Verbreitung finden und längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, konkrete Zahlen entgegensetzen können. Manchmal hilft es ja, wenn man etwas weiß.
Das hieße allerdings, dass man ein mögliches Ergebnis der Sondererhebung, die bald in Serie gehen soll, zum Motiv derselben macht. Besser ginge man es neutral an. Denn herauskommen kann auch das Gegenteil , das sich zur Stimmungsmache eignete. Ein Stigma ist ohnehin per se gesetzt: Dass nämlich von Asylbewerbern in Deutschland größere Gefahr ausgeht als von Deutschen selbst. Dass mit Rainer Wendt von der Deutschen Polizeigewerkschaft ein Hardliner für sensiblen Umgang mit diesen Erhebungen anmahnt, ist bemerkenswert. Wendt beugt einem Ergebnis sogar vor: Mit der Zunahme von Flüchtlingen in Millionenzahl hierzulande werde sich die Kriminalitätsrate erhöhen — schon allein statistisch. Und natürlich: Dass viele Gerüchte über kriminelle Asylbewerber wie jene von „marodierenden Vergewaltigern“ falsch sind, beweist natürlich nicht, dass es keine kriminellen Asylbewerber gibt. Natürlich gibt es sie, wie sich auch unter 70 000 Stadionbesuchern Idioten finden lassen, die das Stadionerlebnis stets falsch verstehen.
Es muss dazu Statistiken geben dürfen. Das ist sogar selbstverständlich, wenn der Staat seine Aufgabe ernst nimmt, offenbar hier und dort aus dem Gleichgewicht geratenes Sicherheitsbedürfnis zu retten. Nur müssen die Statistiken vergleichbar sein und nicht Deutsche gegen Flüchtlinge aufrechnen, sondern auch Geschlechter und Geburtsjahrgänge von Tätern und Täterinnen berücksichtigen. Weil Frauen, Babys und Greise wohl unter Deutschen, viel weniger aber unter Flüchtlingen zu finden sind. Solche Kriterien werden gerade erarbeitet. Sie können helfen, Vorurteile abzubauen oder Kriminalität zu bekämpfen. Für Hetze eignen sich beide Ergebnisse nicht.