Meinung Heiligtum Tempelberg
Zum Glück ist die befürchtete Eskalation der Gewalt am Freitag in Jerusalem ausgeblieben. Obwohl Israel den Zugang zum Tempelberg erneut eingeschränkt hat, blieb es zum Freitagsgebet der Muslime relativ ruhig.
Männern unter 50 Jahren war der Zugang zu den heiligen Stätten verwehrt. Jugendliche Palästinenser protestierten am Zugang zu dem Gelände gegen Israel, aber es kam nur zu kleineren Auseinandersetzungen mit der Polizei. Leider kann sich das sehr schnell ändern.
Der Tempelberg gilt Juden wie Muslimen als Heiligtum. Dort befinden sich die Klagemauer, der Felsendom und die Al-Aksa-Moschee. Er ist der religiös aufgeladene Brennpunkt des Nahostkonflikts. Viele Palästinenser empfinden die Präsenz der israelischen Soldaten und Polizisten als Provokation. In den Kontrollen sehen sie einen Vorgriff auf die Herrschaft Israels über ganz Jerusalem. Der Konflikt war Mitte Juli wieder eskaliert, nachdem bei einem Anschlag in der Altstadt von Jerusalem zwei Polizisten getötet worden waren. Israel versah als Reaktion darauf die Zugänge zu den muslimischen Gebetsstätten auf dem Tempelberg mit Metalldetektoren und Überwachungskameras. Auch wenn Israel die Sicherheitsvorrichtungen inzwischen wieder abgebaut hat, ändert das nichts an der aggressiven Grundstimmung der Palästinenser.
Von den politischen Führungsfiguren sind keine Signale Richtung Entspannung zu erwarten. Israels Premier Benjamin Netanjahu ist ein Getriebener der Ultra-Nationalisten seiner Koalition. Mit harter Hand setzt er seine Siedlungspolitik fort und verbaut damit den Weg zum Frieden. Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas steht nach mehr als zehn Amtsjahren intern stark unter Druck. Der Bruderstreit mit der radikalismamischen Terror-Bewegung Hamas, die im Gazastreifen den Ton angibt, nimmt ihm jede Autorität. Mit diesen Leuten ist kein Friede zu machen. Zumal die USA mit Donald Trump an der Spitze als Vermittler ein Totalausfall sind.