Meinung Zur Studie der Bertelsmann-Stiftung: Moderate Populisten
Der Aufschwung der Pegida-Bewegung zum Beispiel, aber auch die zahllosen Hasskommentare gegen alle möglichen Politiker in den sogenannten Sozialen Netzwerken haben die Zweifel an der Demokratiefähigkeit der Deutschen schon seit geraumer Zeit wachsen lassen.
Eine aktuelle Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung scheint nun zumindest die schlimmsten Befürchtungen zu entkräften. Demnach ist nämlich auch der Populist ein vielschichtiges Wesen. Oder um es populärer zu sagen: Populist ist offenbar nicht gleich Populist.
Besonders deutlich wird das bei der Einstellung zur Europäischen Union. Auch unter den Wählern, die selbsterklärtermaßen populistisch, also in vermeintlich einfachen Lösungskategorien denken, befürworten mehr als zwei Drittel die deutsche Mitgliedschaft in der EU. Das ist durchaus überraschend, wenn man bedenkt, dass auch Nicht-Populisten jede Menge an den europäischen Institutionen auszusetzen haben.
Zu bürokratisch und weit weg von den eigentlichen Problemen der Menschen, ist ein immer wieder zitierter Befund. So gesehen müssen auch Populisten längst noch keine schlechten Demokraten sein. Oder gar Feinde dieser Staatsform. Immerhin unterscheidet sich die allgemeine Stimmung hierzulande wohltuend von der in anderen Staaten wie den USA oder Großbritannien.
Die Studie macht allerdings auch deutlich, dass die Enttäuschung über die demokratische Praxis in Deutschland offen kundig tief sitzt, das Gefühl, von „denen da oben“ nicht mehr verstanden zu werden. Daher kann es auch keine Entwarnung geben. Die politische Konsequenz muss lauten, weniger um den heißen Brei herumzureden und gelegentlich auch offen einzugestehen, dass es weder einfache noch schnelle Lösungen für bestimmte Fragen geben kann. Aktuell zum Beispiel beim Flüchtlingsproblem auf dem Mittelmeer. Sympathischer würden unsere Volksvertreter dadurch allemal.