Meinung Kampf auf der Straße

Wer sich mit Zahlen zu unserem Verhalten im Straßenverkehr beschäftigt, muss mehr als nur nachdenklich werden. Offensichtlich hat die Bereitschaft, Regeln einzuhalten, stark abgenommen. Jeder kämpft für sich, das eigene Fortkommen dominiert alles.

Foto: Nele Eckers

Die Hälfte der Fußgänger hält sich nicht mehr an das Rotlicht. Bei den Radfahrern sieht es ähnlich aus. Und bei den Autofahrern sind 78 Prozent trotz roter Ampel schon mal weitergefahren. Keine gute Entwicklung.

Dazu passen die Autos, die wir uns kaufen. Groß, schwer und stark motorisiert müssen sie sein. Dumm nur, dass der Verkehr fast immer so dicht ist, dass wir das PS-Potenzial unserer Hightech-Panzer nicht nutzen können. Das erzeugt schlechte Laune, die nicht selten durch eine aggressive Fahrweise kompensiert werden muss. Rücksichtnahme gilt beim täglichen Kampf auf der Straße als Schwäche. Nur wer schneller als andere zum Ziel kommt, hat angeblich alles richtig gemacht.

Kurt Bodewig möchte diesem Treiben nicht länger tatenlos zuschauen. Da hat er recht, der Präsident der Deutschen Verkehrswacht. Bodewig fordert deutlich höhere Bußgelder bei Rotlichtverstößen, vor allem im Wiederholungsfall soll es teuer werden. Und er will klare Botschaften, um die Sicherheit zu erhöhen. Zum Beispiel: null Alkohol am Steuer. Heute geht ein bisschen was. Oder: Tempo 30 in Wohngebieten als Regelfall. Dann müssen nur noch die anderen Straßen ausgeschildert werden. Heute ist es umgekehrt.

Es geht aber nicht nur um Autofahrer. Wenn Eltern mit Kindern bei Rot über die Ampel gehen, dann ist das nicht nur gefährlich, sondern auch die Erziehung zum Regelverstoß.