Meinung Kandidaten für Europawahl - Kein Opa nach Europa

Meinung · Katarina Barley war Generalsekretärin und Familienministerin, sie wurde als Außenamts-Chefin gehandelt, jetzt ist sie Justizministerin und soll Spitzenkandidatin der SPD bei der Europawahl werden. Barley ist inzwischen so etwas wie die Allzweckwaffe der SPD.

Hagen Strauß.

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Ob ein solches Etikett immer nur positiv ist, steht auf einem anderen Blatt.

Jedenfalls ziehen die Genossen im kommenden Jahr mit einer ausgewiesenen Europäerin in den Wahlkampf. Die Triererin ist ein starker Aufschlag, modern, tatkräftig, international im Denken. Sie hat Fähigkeiten, die man für einen erfolgreichen Wahlkampf benötigt – und nichts braucht die SPD bekanntlich mehr als Erfolgserlebnisse. Neben gutem Personal sind freilich auch gute Inhalte erforderlich, um beim Wähler zu punkten. Die fehlen noch. Barley hat sich zudem lange gesträubt, den Job anzunehmen. Denn mit einem Wechsel nach Straßburg gibt sie die Macht und Gestaltungsmöglichkeiten einer Ministerin auf. Das Gerede, hier verlasse die Erste das sinkende SPD-Schiff, ist daher Unsinn.

Das Personaltableau der Koalitionsparteien für die Europawahl kann sich bisher sehen lassen. Auch die Union schickt mit Manfred Weber einen Politiker ins Rennen, der womöglich sogar Kommissionspräsident werden kann. Weber ist CSU-Mann – und zwar einer der moderneren Art. Europäisch fest verankert. Sein Name fällt auch immer dann, wenn es darum, die Christsozialen in Bayern neu aufzustellen. Zum Beispiel mit ihm als Parteivorsitzenden. Die Auseinandersetzung zwischen ihm und Barley dürfte eine der Spannenderen werden im Wahlkampf.

Übrigens sind beide völlig unverdächtig, lediglich auf der Suche nach einem gut dotierten Ruhekissen zu sein. „Hast Du einen Opa, schick ihn nach Europa“, nach diesem alten Motto können die Parteien bei ihrer Personalauswahl schon lange nicht mehr verfahren. Dazu ist die Krise der EU zu ernst, der Bürger zu sensibel und das europäische Projekt viel zu wichtig.