Kommentar Kaufhof gewinnt, Karstadt verliert
Die Neuordnung auf dem deutschen Warenhaus-Markt
Zwei Gewinner, ein Verlierer: Nach dem Verkauf des Kaufhofs an die kanadische Handelsgruppe Hudsons’s Bay kann sich die Düsseldorfer Metro AG als Verkäufer beruhigt zurücklehnen. 2,8 Milliarden Euro spült der Deal in die Kassen — ein durchaus üppiger Erlös, wenn man bedenkt, dass das Geschäft mit Warenhäusern häufig als Auslaufmodell gesehen wird. Diese Gedanken muss sich Metro-Chef Olaf Koch nicht mehr machen. Er kann die Milliarden in sein Kerngeschäft stecken. Ein klarer Gewinner also.
Auch die Kaufhof-Mitarbeiter profitieren. Hudson’s garantiert Standorte und Stellen für drei Jahre, will sogar expandieren. Die Übernahme des Kaufhofs soll nur ein erster Schritt nach Europa sein. Um einen Reinfall zu vermeiden, wie ihn Walmart vor Jahren auf dem schwierigen deutschen Einzelhandelsmarkt erlebt hat, soll das erfahrene Management an Bord bleiben.
Schließlich hat gerade die Kaufhof-Führung in den vergangenen Jahren viel mehr richtig gemacht als die Konkurrenz bei Karstadt. Kaufhof steht gut da, schreibt schwarze Zahlen. Schon früh stellte der Vorstand das Einkaufserlebnis in den Vordergrund und baute die Online-Schiene konsequent aus. Auch wenn sich die Kanadier in den kommenden drei Jahren als Eigentümer beweisen müssen, zählen die Kaufhof-Mitarbeiter zu den Gewinnern. Sie haben nach jahrelangen Verkaufsgerüchten erst einmal Gewissheit.
Der klare Verlierer ist Karstadt-Investor René Benko — und mit ihm vor allem die Karstadt-Mitarbeiter. Er hat alles auf die Karte Deutsche Warenhaus AG gesetzt — und steht nun vor einem Scherbenhaufen. Auch wenn er gestern trotzig versichern ließ, er wolle die „äußerst positive Entwicklung“ der Karstadt-Warenhäuser nun fortsetzen, dürfte dieses Bekenntnis nicht viel zählen.
Seine Rechnung wäre wohl nur bei einem Zusammenschluss mit dem Kaufhof aufgegangen. Als knallharter Immobilieninvestor dürfte er kaum Interesse daran haben, in zäher Kleinarbeit Karstadt profitabel zu machen — was seit Jahren nicht gelingt. Da bahnt sich eher ein Ausstieg an. Vielleicht landet am Ende das operative Geschäft von Karstadt sogar bei Hudson’s. Die Mitarbeiter von Karstadt gehen weiter durch schwere Zeiten.