Meinung Kirchen und Politik rufen zum „Autofasten“ auf - Darf man das?
Den Wagen öfter mal stehen zulassen und auf die Öffentlichen umzusteigen, dafür sprechen gute Gründe: Die Luft in den großen Städten wird dank des Diesels und der steigenden Verkehrsbelastung immer dicker, auch wird es auf den Straßen wegen der wachsenden Mobilität zunehmend enger.
Weniger Autos sind gut für die Umwelt und bedeuten mehr Freiraum für Fußgänger und Radfahrer. Und gegebenenfalls auch mehr Sicherheit. Deswegen ist es sinnvoll, häufiger mal auf das Kfz zu verzichten. Also zu „fasten“.
Außerdem hilft ein Blick in die bundesrepublikanische Geschichte: Der autofreie Sonntag in den 70er Jahren, der freilich der Ölkrise geschuldet war, ist heute aus Sicht vieler Älterer ein Ereignis, an das man sich irgendwie gerne zurückerinnert. Die unbegrenzte Möglichkeit, selbst Autobahnen als Fußgänger und Radler zu benutzen, wirkt bis heute positiv nach. Genau deswegen gibt es Kommunen, die einen solchen Tag jedes Jahr möglich machen und dafür bestimmte Strecken sperren. Auch davon hätte man gerne mehr.
Der eine oder andere mag nun ein Problem damit haben, dass die ganze Chose, für die die Kirchen, die Grünen und die Umweltministerin wieder werben, „Autofasten“ genannt wird. Darf man das? Schließlich hat der Begriff des Fastens eine religiöse Dimension, und nun wird er ohne direkten religiösen Bezug scheinbar zweckentfremdet. Man darf. Denn der Verzicht in einer modernen Gesellschaft muss eben anders definiert werden als noch zu Zeiten Luthers. Weil neue Dinge für die Menschen eine Bedeutung haben.
Deswegen kann Fasten auch sein, das Handy öfter auszuschalten, weniger Fleisch zu essen und halt auf den Wagen zu verzichten. Nur so lassen sich Einsichten ändern. Insofern wäre es gut, wenn viele dem Aufruf zum „Autofasten“ folgen würden.