Wir fasten: 40 Tage ohne Zucker
Die Redaktion hat pünktlich zum Aschermittwoch Schokolade, Kuchen und Co. verbannt.
Wuppertal. Es reicht. Die Wuppetaler WZ Redaktion zieht die Süßigkeiten-Reißleine. Ab dem heutigen Aschermittwoch ist zuckerhaltiges Naschzeug aus dem Büro verbannt. Die Vernunft hat gesiegt.
Am Anfang war der Geburtstagskuchen. Wer gefeiert hat, backt oder lässt backen. Auf jeden Fall erwartet die Redaktion von jedem Geburtstagskind am nächsten Werktag eine in Form gebrachte Portion Zucker und Fett. Doch damit nicht genug: Wem irgendwann Marzipan und Streusel zu Kopf gestiegen sind, der erfindet einfach noch den Einstands- und Abschiedskuchen, den Praktikanten-Kuchen, den Aus-dem-Urlaub-zurück-Kuchen, den Mir-war-langweilig-Kuchen und den Fluch-Kuchen.
Letzteren backt keine verfluchte Person, vielmehr handelt es sich um ein Gebäck, das durch das sogenannte Fluch-Geld finanziert wird. Immer wenn ein Redaktionsmitglied mit dem Vokabular ausgerutscht ist, wandern ein paar Münzen in eine kleine kirchenförmige Kasse. Dass die Redaktion definitiv ein Kuchenproblem hat, zeigte sich dadurch, dass diese Kasse das Fluchen nicht verhindert hat, sondern eher gefördert. Fluchen für mehr Kuchen. Einige zahlten freiwillig ein, ganz ohne Fluch.
Am Ende hatte das Jahr durch dieses ausgeklügelte Selbstbelohnungssystem gefühlt mehr Kuchentage als Donnerstage. Und das ist noch nicht alles: Auf dem designierten Süßigkeiten-Platz im Großraumbüro liegen täglich, jederzeit, allgegenwärtig weitere Verlockungen wie Gummizeug, Schokolade, Bonbons, Lakritz oder Popcorn. Da greift der Journalist bei Stress gerne einmal zu. Es braucht wohl nicht erwähnt zu werden, dass in einer Großstadtredaktion noch keine Praline umgekommen ist.
Nun also Fasten. Natürlich 40 Tage, bis Ostern. Obwohl dieser Verzicht genau genommen eigentlich nur eine Abstinenz für Süßigkeiten bedeutet. Denn, da waren sich alle einig: Ein komplettes Streichen von Genussmitteln wie Kaffee würde die Produktion der täglichen Zeitung ernsthaft gefährden.
Weglassen — das gewinnt in einer Gesellschaft, in der immer alles überall verfügbar ist, an Wert. So kann der Verzicht die Wahrnehmung fördern und die Willenskraft schulen. Es ist eine Herausforderung, das nicht zu tun, was das kuchenverwöhnte Gehirn befiehlt. Die ersten Tage ohne Zucker, das steht fest, haben etwas von Entzug. Der Konsum von Zucker erhöht den Dopamin- und Serotoninspiegel — ähnlich wie beim Drogenkonsum. Das bedeutet: ohne Kuchen schlechte Laune. Vielleicht wird dann doch wieder mehr geflucht in der Redaktion, aber ab sofort ganz ohne Kuchen.
“ Wie die Wuppertaler WZ-Redakteure das Zuckerfasten ganz individuell erleben, berichten sie in loser Folge in den kommenden 40 Tagen.