Meinung Warum die Bahn bei Sturm „Sabine" vieles richtig gemacht hat

Meinung | Düsseldorf · Ein Orkan rollt auf Deutschland zu und stellt die Bahn vor massive Probleme. Und plötzlich zeigt der Konzern, dass er transparent kommunizieren und weitsichtig handeln kann. Über die Überraschung des Wochenendes.

Fahrgäste der Bahn stehen am Sonntag im Kölner Hauptbahnhof an einer Information.

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Einschränkungen waren massiv: Die Deutsche Bahn hat angesichts der Sturmwarnungen vorsichtshalber den Fern- und Regionalverkehr von Sonntagnachmittag bis Montagvormittag bundesweit eingestellt. Die Warnungen vor den Auswirkungen von Orkan „Sabine“ haben gereicht, um den  Schienenverkehr der größten Wirtschaftsnation Europas zum Erliegen zu bringen.

Zwei Erkenntnisse lassen sich aus den Geschehnissen ableiten. Die bekannte: Die Schieneninfrastruktur ist verwundbar. Die überraschende: Die Deutsche Bahn, der gern gescholtene Konzern mit seinen mehr als 200 000 Mitarbeitern alleine in Deutschland, hat gezeigt, dass sie lernfähig ist.

Denn statt Züge wie bei früheren Stürmen solange fahren zu lassen, bis sie wegen abgerissener Oberleitungen auf freier Strecke stehen bleiben müssen, endeten die Reisen am Sonntag in den jeweils nächsten Bahnhöfen. Für Betroffene war das immer noch ärgerlich, aber sicher angenehmer als stundenlang in Zügen auszuharren und dort auf Hilfe zu warten.

Auch die Kommunikation der Bahn war eine andere als noch bei vorherigen Stürmen. Bereits am Freitag riet das Unternehmen Fahrgästen dazu, zwischen Sonntag und Dienstag geplante Reisen zu verschieben. Am selben Tag startete die Bahn einen Blog, auf dem sie seitdem über die Entwicklungen informiert. Gekaufte Tickets können flexibel an anderen Tagen genutzt werden. Und auf Twitter war das Social-Media-Team erkennbar bemüht, Fragen verzeifelter Fahrgäste zu beantworten.

Die Entwicklung im Zusammenhang mit dem Sturm ist lobenswert – und zugleich bitter nötig. Denn um wirklich mehr Menschen zum Umstieg vom Auto auf die Bahn zu bewegen, muss das Unternehmen seine Entscheidungen transparent machen und stärker auf seine Kunden eingehen. Und das nicht erst, wenn ein Orkan angekündigt wird, sondern an 365 Tagen im Jahr.